Der Paukenschlag in der Hamburger Kulturszene kam gestern Abend: Thalia-Intendant Joachim Lux tritt nach 17 Jahren zurück. Der 62-Jährige gab seine Entscheidung während einer emotionalen Pressekonferenz im Foyer des traditionsreichen Theaters bekannt. Ab August 2026 will er sich neuen Projekten widmen.
Der gebürtige Düsseldorfer übernahm 2009 das Ruder am Thalia und formte es zu einem der erfolgreichsten Stadttheater Deutschlands. Unter seiner Leitung stieg die Auslastung auf beeindruckende 91 Prozent, und internationale Tourneen brachten Hamburgs Theaterkunst bis nach New York und Tokio. «Nach fast zwei Jahrzehnten ist es Zeit für frischen Wind», sagte Lux mit bemerkbar bewegter Stimme.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda würdigte Lux als «Glücksfall für unsere Stadt». Die Suche nach einem Nachfolger beginnt umgehend. Branchenkenner handeln bereits Namen: Die Berliner Regisseurin Christina Tscharyiski gilt als Favoritin, auch der Münchner Kammerspiel-Dramaturg Stefan Fischer-Fels wird genannt.
Als ich Lux nach der Pressekonferenz im Theaterfoyer traf, wirkte er erleichtert. «Wissen Sie, die Entscheidung reifte lange, aber sie fühlt sich richtig an», erzählte er mir beim Espresso. Kein Wunder: Die letzten Jahre waren turbulent. Erst die Pandemie, die das Haus monatelang lahmlegte, dann die Energiekrise, die das Budget belastete.
Für Hamburgs Kulturlandschaft bedeutet der Wechsel eine Zäsur. Lux prägte mit seinem klaren politischen Profil die Theaterszene weit über die Hansestadt hinaus. Seine «Lessingtage», das internationale Festival, wurden zum Aushängeschild. Wie es weitergeht? Die Debatte hat gerade erst begonnen. Theater braucht Wandel, um lebendig zu bleiben. Manchmal braucht es dafür auch schmerzhafte Abschiede.