Die Wohnungsnot unter Münchner Studierenden hat gestern einen tragischen Höhepunkt erreicht. In einem Wohnheim im Stadtteil Schwabing kam es zu einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Bewohnern. Ein 24-jähriger Student erlag seinen Verletzungen, nachdem ein Streit um Lärm eskalierte. Die Polizei nahm einen 26-jährigen Mitbewohner fest.
Die angespannte Wohnsituation in München verschärft seit Jahren die Nerven vieler junger Menschen. Mit Durchschnittsmieten von 23 Euro pro Quadratmeter für Studenten-Appartements gehört die bayerische Landeshauptstadt zu den teuersten Universitätsstädten Deutschlands. Viele Studierende müssen sich Wohnraum teilen, den sie unter normalen Umständen nicht wählen würden.
«Die Enge in vielen Wohnheimen ist ein zunehmendes Problem», erklärt Maria Hofmann vom Studentenwerk München. «Wir beobachten vermehrt Konflikte, die aus der räumlichen Nähe resultieren.» Das Studentenwerk verzeichnet einen Anstieg von Beschwerden um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Wartelisten für Wohnheimplätze werden länger. Über 15.000 Studierende stehen derzeit auf der Warteliste – bei nur 11.000 verfügbaren Plätzen. Viele nehmen notgedrungen Wohnverhältnisse in Kauf, die ihre psychische Gesundheit belasten.
Als ich vor einigen Jahren über die Wohnungsnot in Baden-Württemberg berichtete, sah ich ähnliche Muster. Doch die Situation in München hat sich dramatisch zugespitzt. In meinen Gesprächen mit Studierenden höre ich immer wieder: «Wir leben wie die Ölsardinen.»
Oberbürgermeister Dieter Reiter kündigte gestern an, das Thema studentisches Wohnen zur Priorität zu erklären: «Dieser tragische Vorfall zeigt, dass Wohnungsnot mehr als ein wirtschaftliches Problem ist – es geht um Menschenleben.»
Die Stadt plant nun, zusätzliche Flächen für Studierendenwohnheime bereitzustellen. Doch bis diese gebaut sind, bleibt die Lage angespannt. Die Frage ist nicht nur, wo unsere jungen Menschen wohnen sollen, sondern auch, wie wir verhindern, dass aus beengtem Wohnraum gefährliche Konfliktherde werden.