Die Tragödie dauerte nur Sekunden: Ein 37-jähriger Transporterfahrer übersah beim Rechtsabbiegen in Berlin-Wedding eine Radfahrerin. Die 37-jährige Frau geriet unter die Räder und verstarb noch am Unfallort. Am Dienstag fiel nun das Urteil am Amtsgericht Tiergarten. Der Fahrer muss eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je 40 Euro zahlen – insgesamt 7.200 Euro.
Was mich bei der Verhandlung besonders berührte, waren die leisen Tränen des Angeklagten. «Ich habe sie einfach nicht gesehen», sagte er mit zitternder Stimme. Der tödliche Unfall ereignete sich im Oktober 2022 an der Kreuzung Föhrer Straße/Amrumer Straße. Laut Gericht hatte der Mann den toten Winkel seines Fahrzeugs nicht ausreichend überprüft.
Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich 200 Tagessätze gefordert. Der Richter berücksichtigte jedoch das umfassende Geständnis und die tiefe Reue des Angeklagten als strafmildernd. «Ein Moment der Unachtsamkeit hat ein Menschenleben gekostet», so der Richter in seiner Urteilsbegründung.
Solche Abbiegeunfälle gehören in Hamburg, wo ich aufgewachsen bin, wie auch in Berlin zu den häufigsten tödlichen Unfällen mit Radfahrern. Nach Angaben der Verkehrsunfallstatistik kamen 2023 in der Hauptstadt sieben Radfahrer bei ähnlichen Situationen ums Leben.
Was bleibt, ist eine verstörende Erkenntnis: Eine Sekunde Unachtsamkeit kann ein Leben auslöschen. Und keine Strafe der Welt kann es zurückbringen. Während Verkehrsexperten weiter über Abbiegeassistenten und bessere Radwege diskutieren, trauern Angehörige um einen Menschen, der einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.