Seit Dienstag stehen Familien in Wiesbaden vor einem alltäglichen Problem: Wasser abkochen oder Flaschen kaufen? Nach einer mikrobiologischen Verunreinigung gilt weiterhin die Anordnung, Leitungswasser abzukochen. Im betroffenen Gebiet Süd-Ost leben rund 34.000 Menschen, die nun auf diese Vorsichtsmaßnahme angewiesen sind.
Die Ursache der Verunreinigung ist noch immer unklar. Wie die ESWE Versorgungs AG mitteilt, wurden bei Routinekontrollen coliforme Keime im Trinkwasser festgestellt. «Wir spülen das Leitungsnetz intensiv durch und chloren das Wasser leicht», erklärt Peter Laubach, Technischer Vorstand der ESWE. Die Chlorung ist für Menschen unbedenklich, aber spürbar – ein leichter Schwimmbadgeruch liegt in manchen Haushalten in der Luft.
Vor Ort erlebe ich eine Mischung aus Gelassenheit und Ärger. «Das nervt schon, vor allem mit kleinen Kindern», erzählt mir Sandra Weiss, während sie im Supermarkt mehrere Sechserpackungen Wasser einlädt. Die Regale mit Mineralwasser sind merklich leerer als sonst. Andere Anwohner nehmen es pragmatischer: «Früher hat man ständig abgekocht, das kriegen wir auch hin», meint Rentner Klaus Bender.
Die Stadt hat an zentralen Stellen kostenlose Wasserausgaben eingerichtet. Die beliebten Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt bleiben vorerst abgeschaltet. Experten des Gesundheitsamts gehen nicht von einer akuten Gesundheitsgefahr aus, empfehlen aber dringend, den Anweisungen zu folgen.
Wann die Wiesbadener wieder unbesorgt den Wasserhahn aufdrehen können, bleibt offen. Die ESWE rechnet mit mehreren Tagen, bis alle Proben wieder einwandfrei sind. Ein Stück Alltag, das plötzlich kompliziert wurde – und uns daran erinnert, wie selbstverständlich wir sauberes Trinkwasser nehmen.