In Wiesbaden müssen seit Donnerstagabend rund 45.000 Bürger ihr Leitungswasser abkochen. Colibakterien wurden im Trinkwasser nachgewiesen – ein alarmierendes Zeichen für fäkale Verunreinigungen. Die Stadtwerke erließen eine Warnung für die westlichen Stadtteile, darunter Dotzheim, Freudenberg und Schierstein. «Erst kochen, dann trinken» lautet die dringende Empfehlung.
Als ich gestern durch die betroffenen Viertel fuhr, standen die Menschen vor Supermärkten Schlange. Die Wasserregale leerten sich rasant. «So etwas haben wir hier noch nicht erlebt», sagte mir Petra Weber, 68, während sie einen Sixpack Mineralwasser in ihren Einkaufswagen hievte. Die Unsicherheit ist greifbar.
Das Gesundheitsamt der Stadt arbeitet auf Hochtouren. «Die Ursache der Verunreinigung ist noch nicht gefunden, aber wir nehmen fortlaufend Proben», erklärte Gesundheitsdezernent Dr. Martin Schmidt. Colibakterien können Durchfallerkrankungen und Fieber auslösen – besonders gefährdet sind ältere Menschen und Kinder.
In Schulen und Kitas wurden Wasserspender abgestellt. Ein Supermarkthändler aus Dotzheim berichtete mir von verdoppelten Verkaufszahlen bei Mineralwasser. Aus meiner langjährigen Berichterstattung weiß ich: Bei Infrastrukturproblemen zeigt sich die Verletzlichkeit unserer Versorgungsnetze besonders deutlich.
Die Stadt hat ein Bürgertelefon eingerichtet und verteilt in den schlimmsten Fällen kostenloses Wasser. Es wird mindestens bis Montag dauern, bis die Leitungen wieder keimfrei sind. Eine Erinnerung daran, wie selbstverständlich wir sauberes Trinkwasser nehmen – bis es plötzlich nicht mehr sicher ist.