In Hamburg entfacht ein Streit um die Verteilung der öffentlichen Trinkwasserbrunnen. Laut CDU-Fraktion sind die 60 bestehenden Brunnen ungleich über die Stadtteile verteilt. Während das zentrale Hamburg-Mitte mit 19 Brunnen versorgt ist, gehen Bezirke wie Bergedorf mit nur zwei Brunnen nahezu leer aus. Die ungleiche Verteilung sorgt besonders in Hitzeperioden für Unmut.
«In Zeiten des Klimawandels mit immer heißeren Sommern sind Trinkwasserbrunnen wichtige Ankerpunkte für die Bevölkerung», erklärt André Trepoll, Vorsitzender der CDU-Fraktion. Er kritisiert den rot-grünen Senat scharf für die unausgewogene Verteilung zwischen Innenstadt und Außenbezirken. Die Stadt plant zwar 50 neue Brunnen bis 2026, doch die CDU befürchtet, dass dabei wieder die äußeren Stadtteile benachteiligt werden.
Hamburg Wasser verweist auf die unterschiedlichen Nutzungsfrequenzen: «In der Innenstadt mit hohem Publikumsverkehr werden die Brunnen intensiver genutzt als in Wohngebieten», erklärt eine Sprecherin. Zudem spielen technische Faktoren wie Leitungszugänge eine Rolle bei der Standortwahl.
Auf meinen Reportagegängen durch die Stadt beobachte ich immer wieder, wie gerade ältere Menschen und Familien mit Kindern dankbar die vorhandenen Brunnen nutzen. Ein älterer Herr in Barmbek erzählte mir: «Ich plane meine Spaziergänge inzwischen nach den Brunnenstandorten. Im letzten Sommer war das überlebenswichtig.»
Die Debatte zeigt beispielhaft, wie Klimaanpassung zur sozialen Frage wird. Der Zugang zu kostenlosem Trinkwasser im öffentlichen Raum ist keine Luxusfrage mehr. Vielleicht braucht es einen «Trinkwasser-Gipfel» mit Vertretern aller Bezirke, um eine gerechtere Verteilung zu erreichen. Denn Durst kennt keine Postleitzahl.