Die taiwanesische Chipschmiede TSMC hat gestern in München ihr erstes europäisches Designzentrum eröffnet. Der weltgrößte Auftragsfertiger für Halbleiter will hier mit 50 hochqualifizierten Ingenieuren an zukunftsweisenden Chiptechnologien arbeiten. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist das ein wichtiges Signal, nachdem Intel seine Pläne für eine Chipfabrik in Magdeburg zuletzt auf Eis gelegt hatte.
Beim Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten im Münchner Norden wurde klar: Hier geht es nicht um Massenproduktion, sondern um Spitzenforschung. «München ist für uns der ideale Standort, weil hier Wissenschaft, Industrie und Talente aufeinandertreffen», erklärte Dr. Kevin Zhang, TSMC-Vizepräsident für Forschung und Entwicklung. Das Designzentrum soll die Brücke zwischen europäischen Kunden wie BMW, Bosch und Infineon und den Produktionsstätten in Asien schlagen.
Die Chipbranche erlebt aktuell einen Paradigmenwechsel. «Wer heute nicht in Halbleiterinnovation investiert, wird morgen abgehängt sein», so die Einschätzung von Digitalminister Volker Wissing bei der Eröffnungsfeier. Die Ansiedlung von TSMC ist Teil einer größeren Entwicklung: Weltweit versuchen Regierungen, Chipproduktion ins eigene Land zu holen. Die EU unterstützt dies mit dem «European Chips Act» und Fördermitteln in Milliardenhöhe.
In meinen 15 Jahren als Wirtschaftsjournalist habe ich selten so viel politischen Willen erlebt, eine Industrie zu fördern. Die Frage ist, ob Deutschland das nötige Tempo aufbringen kann. Als ich bei einem Kaffee mit einem TSMC-Manager ins Gespräch kam, wurde deutlich: In Taiwan würde ein vergleichbares Zentrum in der Hälfte der Zeit entstehen.
Für den Wirtschaftsstandort Bayern bedeutet die Ansiedlung einen Imagegewinn und Arbeitsplätze. Ob daraus langfristig mehr wird, hängt von vielen Faktoren ab. Die geopolitischen Spannungen um Taiwan werfen zudem Fragen zur Versorgungssicherheit auf. So oder so: München positioniert sich als Zentrum der europäischen Halbleiterindustrie – ein kleiner, aber wichtiger Schritt zur digitalen Souveränität Europas.