Der taiwanesische Chipgigant TSMC macht Ernst mit seiner Expansion nach Europa. Nach der Ankündigung einer Fabrik in Dresden folgt nun ein Designzentrum in München. Bis zu 50 Ingenieure sollen hier künftig Halbleiter für die Automobil- und Industriebranche entwickeln. Die Investition unterstreicht den wachsenden Einfluss des weltgrößten Auftragsfertigers in Europa, der bisher vor allem in Asien produzierte.
Die Entscheidung für München kommt nicht von ungefähr. Die bayerische Landeshauptstadt hat sich längst als Technologiestandort etabliert, mit Firmen wie Infineon und einer starken Automobil-Zuliefererbranche in der Region. «Wir sehen großes Potenzial im europäischen Markt», erklärte Kevin Zhang, TSMC-Vizepräsident für Geschäftsentwicklung. «Mit diesem Zentrum können wir direkt vor Ort mit unseren Kunden zusammenarbeiten.»
Für die deutsche Halbleiterindustrie bedeutet dies einen weiteren Schub. Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte: «Diese Investition stärkt unsere technologische Souveränität und schafft hochqualifizierte Arbeitsplätze.»
Vor zwei Jahren hätte kaum jemand mit einem solchen Engagement von TSMC in Europa gerechnet. Doch die geopolitischen Spannungen und die Chipkrise haben das Bewusstsein für die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern geschärft. In meinen Gesprächen mit Branchenexperten in Hamburg war immer wieder zu hören: «Wer die Chips kontrolliert, bestimmt die wirtschaftliche Zukunft.»
Die Münchner Niederlassung soll bereits Anfang 2024 ihre Arbeit aufnehmen, während die Dresdner Fabrik für 2027 geplant ist. Zusammen bilden sie einen wichtigen Baustein in Europas Strategie, seine Position in der globalen Halbleiterlandschaft zu stärken.
Die Frage bleibt: Reichen diese Investitionen aus, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen? Die Entscheidung von TSMC ist jedenfalls ein deutliches Signal – Europa meldet sich zurück auf der Chiplandkarte.