Es war ein Moment, der aufhorchen ließ: Beim Trainingsauftakt der Löwen standen gleich fünf Nachwuchsspieler mit auf dem Platz. Während andere Drittligisten tief in die Tasche greifen, scheint bei 1860 München ein Umdenken stattzufinden. Cheftrainer Argirios Giannikis setzt verstärkt auf die eigene Jugend – eine Strategie, die nicht nur wirtschaftlich Sinn macht, sondern auch die DNA des Traditionsvereins widerspiegelt.
«Wir haben einige sehr spannende Jungs in unseren Reihen», verriet mir Giannikis beim Trainingsauftakt. «Leandro Morgalla hat es vorgemacht – jetzt wollen andere nachziehen.» Der 19-jährige Morgalla, inzwischen bei RB Salzburg, brachte den Löwen eine stattliche Ablösesumme ein. Ein Geschäftsmodell mit Zukunft? Durchaus möglich. Mit Mansour Ouro-Tagba, Kevin Linnemann und Devin Sür stehen bereits drei Eigengewächse im Profikader. Der erst 17-jährige Ouro-Tagba gilt als besonders vielversprechend. Sein Tempo und seine Spielintelligenz haben bereits höherklassige Vereine auf den Plan gerufen.
Die Nachwuchsarbeit im Grünwalder Stadion hat Tradition. Doch in den turbulenten Jahren der jüngeren Vereinsgeschichte fehlte oft die Kontinuität, um Talente konsequent zu fördern. Mit dem NLZ-Leiter Manfred Paula hat man nun einen erfahrenen Fachmann, der klare Strukturen schafft. «Unser Ziel ist es, jedes Jahr mindestens zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Profikader zu integrieren», erklärt Paula.
Die Frage bleibt: Kann 1860 mit dieser Jugendstrategie den Aufstieg schaffen? Oder braucht es doch erfahrene Zugänge? Die Wahrheit liegt vermutlich in der Balance. Während die Talente für frischen Wind sorgen, werden die routinierten Profis wie Jesper Verlaat weiterhin das Gerüst bilden. Für die Fans ist die Entwicklung jedenfalls ein Hoffnungsschimmer. Nichts macht mehr Freude als ein «Löwe», der den Weg von der Jugend bis zu den Profis geht. Und wer weiß – vielleicht schlummert ja bereits der nächste Morgalla im Nachwuchsleistungszentrum an der Grünwalder Straße.