In den letzten fünf Minuten eines Fußballspiels kann die Welt für Fans und Spieler komplett auf den Kopf gestellt werden. Das musste auch unsere deutsche U21-Nationalmannschaft gestern Abend erfahren, als sie im entscheidenden Gruppenspiel gegen England eine 2:0-Führung fast noch aus der Hand gegeben hätte. Der späte Anschlusstreffer der Engländer in der 88. Minute verwandelte das, was wie ein souveräner Sieg aussah, in ein nervenaufreibendes Finale.
Die Statistiken erzählen nur die halbe Geschichte. Deutschland dominierte mit 57% Ballbesitz und einer Passgenauigkeit von beeindruckenden 89% über weite Strecken das Spiel. Die Tore von Brajan Gruda (23.) und Youssoufa Moukoko (67.) spiegelten die Überlegenheit wider, die Coach Antonio Di Salvo seinen Spielern eingeimpft hat. «Wir haben heute über 80 Minuten genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben», erklärte Di Salvo nach dem Spiel. «Die Jungs haben taktisch sehr diszipliniert gespielt und in den entscheidenden Momenten die nötige Kaltschnäuzigkeit bewiesen.»
Doch Fußball bleibt unberechenbar. Als Angel Gomes für England zum 1:2 traf, veränderte sich die Dynamik schlagartig. Die letzten Minuten plus Nachspielzeit wurden zur Zitterpartie, bei der die deutsche Abwehr mehrfach in höchster Not klären musste. Die Wearable-Technologie, die mittlerweile bei internationalen Turnieren Standard ist, verzeichnete bei mehreren deutschen Spielern Herzfrequenzen von über 180 Schlägen pro Minute in dieser Phase – ein deutliches Zeichen für den enormen Druck.
Was bleibt, ist der Gruppensieg und das Weiterkommen ins Viertelfinale. Doch die späte Druckphase der Engländer wirft Fragen auf: War es nachlassende Konzentration oder ein taktischer Rückzug, der fast bestraft worden wäre? Die nächste Runde wird zeigen, ob unsere U21 aus dieser Erfahrung lernt. Denn im K.O.-System reicht eine schwache Phase von fünf Minuten, um einen Traum platzen zu lassen – eine Lektion, die das Team hoffentlich verinnerlicht hat.