Es war zum Haareraufen. Nur acht Minuten fehlten unserer U21-Nationalmannschaft zum EM-Titel, dann der Schock: Portugals Joker Francisco Conceição nutzte einen seltenen Patzer unserer bis dahin bärenstarken Abwehr und schoss zum 1:1 ein. Was folgte, war ein Nervenkrimi, der selbst hartgesottene Fußballfans an die Grenzen brachte.
«Wir hatten den Titel schon in der Hand», kommentierte ein sichtlich geknickter Bundestrainer Antonio Di Salvo nach dem Spiel. Tatsächlich hatte Brajan Gruda Deutschland in der 67. Minute in Führung gebracht – mit einem Schuss, der zum Signature-Moment dieses Turniers hätte werden können. Aus 18 Metern zirkelte der Freiburg-Profi den Ball unhaltbar in den Winkel.
Die 42.000 Zuschauer im ausverkauften Estadio Nacional in Lissabon erlebten dann eine deutsche Mannschaft, die sich in jeden Zweikampf warf und jeden Ball verteidigte, als ginge es um ihr Leben. Statistiken zeigen: Deutschland gewann bis zur 82. Minute beeindruckende 63% der Zweikämpfe – ein Wert, der im modernen Fußball selten erreicht wird.
Besonders bitter: In der Verlängerung schwanden die Kräfte. Während Portugal mit seinen technisch versierten Spielern das Tempo hochhalten konnte, kämpften unsere Jungs zunehmend mit Krämpfen. «Man hat gesehen, dass einige unserer Schlüsselspieler nach dem intensiven Halbfinale gegen Spanien nicht mehr bei 100 Prozent waren», erklärte Ex-Nationalspieler und TV-Experte Dietmar Hamann.
Der entscheidende Treffer fiel schließlich in der 117. Minute durch Pedro Gonçalves. Ein Traumtor, das selbst Torwart Noah Atubolu machtlos zurückließ. Die anschließenden Versuche, noch den Ausgleich zu erzwingen, blieben erfolglos.
Was bleibt, ist ein enttäuschtes Team, das so nah dran war – und dennoch viel Grund zur Hoffnung gibt. Kapitän Eric Martel brachte es auf den Punkt: «Heute tut es höllisch weh. Aber diese Mannschaft hat Charakter gezeigt und wird gestärkt zurückkommen.» Der nächste Anlauf für den Titel folgt in zwei Jahren. Bis dahin werden wir einige dieser Spieler wohl schon in der A-Nationalmannschaft wiedersehen.