Die Berge wachsen in Essen-Nord, allerdings nicht die Ruhrgebietshügel, sondern Papierberge neben den Containerplätzen. Seit drei Wochen zeigt sich das gleiche Bild in vielen Wohnvierteln: Überfüllte Container, Altpapier, das daneben gestapelt wird, und frustrierte Anwohner. Laut Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) hat sich die Menge an Verpackungsmüll durch verstärkten Online-Handel um 30 Prozent erhöht.
«Es ist eine Schande», sagt Marianne Küppers, die ich am Containerplatz Schonnebecker Straße treffe. Mit ihrem Altpapier unter dem Arm steht sie ratlos vor dem überfüllten Container. «Ich fahre jetzt schon zum dritten Standort und überall das gleiche Bild.» Ein Problem, das viele kennen. In Altenessen und Katernberg sind die meisten Plätze seit Tagen überfüllt.
Die EBE arbeitet nach eigenen Angaben «mit Hochdruck» an einer Lösung. «Wir haben zwei zusätzliche Fahrzeuge im Einsatz», erklärt Betriebsleiter Thomas Müller. Aber das Problem sei vielschichtig: Durch Corona kaufen mehr Menschen online ein, gleichzeitig reduzieren viele Geschäfte ihre Öffnungszeiten, was zu erhöhtem Andrang an den Containern führt.
Bei meinen Recherchen beobachte ich auch immer wieder Gewerbetreibende, die große Mengen Kartonagen anliefern – obwohl die Container eigentlich nur für Privathaushalte gedacht sind. «Dit is doch Jacke wie Hose, wo der Pappkram landet», meint ein Lieferant, den ich anspreche. Diese Einstellung verschärft das Problem zusätzlich.
Der Umweltausschuss der Stadt will das Thema in seiner nächsten Sitzung behandeln. Bis dahin bittet die EBE, Altpapier wenn möglich zuhause zwischenzulagern oder die Recyclinghöfe zu nutzen. Die Frage bleibt: Reicht das, oder braucht Essen eine grundlegende Neuplanung seiner Entsorgungskapazitäten? Bei einem Spaziergang durch mein altes Viertel in Katernberg wird jedenfalls klar: So kann es nicht weitergehen.