Die Lage in Berlin spitzt sich zu: So viele ukrainische Schutzsuchende wie seit über einem Jahr nicht mehr haben im März und April die Hauptstadt erreicht. Allein im April wurden 2.153 neue Anmeldungen registriert, eine deutliche Steigerung zum Jahresbeginn. Insgesamt leben mittlerweile über 33.000 ukrainische Geflüchtete in Berliner Unterkünften, weitere zehntausende bei Freunden oder Verwandten.
Der Anstieg stellt die Stadt vor ernste Herausforderungen. «Unsere Kapazitäten sind nahezu erschöpft», erklärt Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe. Die Unterbringungssituation verschärft sich zusätzlich durch den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt. Viele Geflüchtete, die anfangs privat unterkamen, müssen nun in städtische Einrichtungen wechseln.
Was ich bei meinen Besuchen in den Ankunftszentren immer wieder höre: Die Menschen fliehen nicht nur vor den unmittelbaren Kriegshandlungen, sondern zunehmend vor der psychischen Belastung durch ständige Luftalarme und Stromausfälle. «Ich konnte einfach nicht mehr», erzählt mir Olena, 42, aus Saporischschja. «Meine Kinder haben seit zwei Jahren keinen normalen Schulalltag mehr erlebt.»
Die Solidarität der Berliner ist weiterhin groß. Zahlreiche Initiativen helfen bei Behördengängen und Sprachkursen. Doch auch hier zeigen sich Ermüdungserscheinungen nach über zwei Jahren Krieg. Der Senat hat nun ein Maßnahmenpaket beschlossen, das zusätzliche Unterkünfte und verbesserte Integrationsangebote vorsieht.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Experten rechnen mit weiteren Fluchtbewegungen, sollte sich die Situation in der Ukraine nicht verbessern. Berlin steht damit stellvertretend für die Herausforderung ganz Europas: Wie lässt sich langfristige Hilfe organisieren für einen Krieg, dessen Ende nicht absehbar ist?