Es sind oft die Sekundenbruchteile, die im Fußball über Triumph und Niederlage entscheiden. Auf der Bielefelder Alm erlebten die Fans am Wochenende genau solch einen Moment. Eine umstrittene Rote Karte gegen Arminia-Verteidiger Louis Oppie brachte das Spiel zum Kippen und sorgte für hitzige Diskussionen weit über das Spielende hinaus. In Zeiten von VAR und Zeitlupenanalysen werden Schiedsrichterentscheidungen noch intensiver seziert als je zuvor.
Was war passiert? In der 37. Minute grätschte Oppie in einen Zweikampf, traf seinen Gegenspieler am Knöchel. Schiedsrichter Florian Exner zückte nach kurzer Bedenkzeit Rot – eine Entscheidung mit Folgen. «Für mich ist das niemals eine Rote Karte«, kommentierte Arminia-Trainer Mitch Kniat sichtlich aufgebracht nach dem Spiel. «Wenn wir jetzt jede Grätsche, bei der minimal der Fuß getroffen wird, mit Rot bestrafen, können wir den Fußball bald neu erfinden.»
Die Bielefelder mussten über 50 Minuten in Unterzahl agieren und verloren letztlich ein Spiel, das sie bis zum Platzverweis dominiert hatten. Die Statistiken sprechen Bände: 60% Ballbesitz vor der Roten Karte, danach ein völlig anderes Bild. Die digitale Nachbetrachtung in sozialen Medien hat längst begonnen. Über 15.000 Kommentare zum Spielgeschehen tauchten innerhalb der ersten Stunden nach Abpfiff auf Twitter und Instagram auf.
Während die technischen Hilfsmittel immer präziser werden, bleibt die menschliche Komponente im Fußball unberechenbar. Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe meldete sich via Social Media: «Eine Entscheidung im Graubereich. Früher hätte man Gelb gegeben und weitergemacht.» Genau diese Graubereiche, die trotz aller technologischen Fortschritte bestehen bleiben, machen den Fußball so faszinierend – und manchmal so frustrierend für die Fans auf der Alm.
Verändert die Technisierung unseres Lieblingssports die Art, wie wir Fußball erleben? Oder bleibt am Ende doch die menschliche Entscheidung – mit all ihren Fehlern und Unvollkommenheiten – das, was den Fußball ausmacht?