Hamburgs Straßen werden zum Tatort: Nach Verkehrsunfällen flüchten immer mehr Fahrer einfach vom Unfallort. Die Polizei registrierte 2023 über 9.000 Fälle von Fahrerflucht – ein Anstieg von fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders alarmierend: Bei mehr als 500 Unfällen wurden Menschen verletzt zurückgelassen.
Warum steigen die Zahlen so drastisch? «Viele Unfallverursacher haben Angst vor den Konsequenzen oder stehen unter Schock», erklärt Verkehrspsychologe Dr. Martin Weber. Alkohol und Drogen spielen ebenfalls eine Rolle – etwa jeder zehnte Flüchtige stand unter Einfluss berauschender Mittel.
Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Auf meinem Weg durch St. Pauli beobachte ich regelmäßig Situationen, in denen Fahrer nach kleinen Blechschäden einfach weiterfahren. «Besonders bei Parkremplern schauen viele weg», bestätigt ein Polizeibeamter der Verkehrsdirektion.
Die Folgen für Opfer sind oft gravierend. Nicht nur bleiben sie auf den Kosten sitzen – bei schweren Unfällen kann die fehlende Erste Hilfe lebensgefährlich werden. Die Polizei Hamburg intensiviert nun ihre Ermittlungen und setzt verstärkt auf Zeugenaufrufe und Videoüberwachung. Mehr als die Hälfte der Täter kann inzwischen ermittelt werden.
Wer nach einem Unfall flüchtet, riskiert bis zu drei Jahre Haft und den Führerscheinentzug. Ein hoher Preis für ein paar Minuten Feigheit. Wäre es nicht besser, einfach anzuhalten und Verantwortung zu übernehmen?