Bahnfahren in NRW wird für Pendler zunehmend zur Geduldsprobe. In den ersten vier Monaten 2024 fielen knapp 11.000 Regionalzüge aus – das sind täglich durchschnittlich 91 Verbindungen. Besonders betroffen: der RE1 zwischen Köln und Aachen. Laut aktuellen Zahlen des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) ist dies derzeit der unzuverlässigste Zug in ganz Nordrhein-Westfalen.
Täglich warten Hunderte Reisende vergeblich an den Bahnsteigen. «Ich komme regelmäßig zu spät zur Arbeit», berichtet Michaela Krüger aus Düren, die jeden Morgen nach Köln pendelt. Die Statistik gibt ihr recht: Bis Ende April fielen beim RE1 insgesamt 1.052 Fahrten aus. Das entspricht einer Ausfallquote von rund 23 Prozent. Zum Vergleich: Der NRW-Durchschnitt liegt bei 6,7 Prozent.
Als Hauptursachen nennt ein Sprecher der Deutschen Bahn Personalmangel und technische Defekte. «Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen», versichert er. Doch Verkehrsexperte Prof. Martin Haller von der TH Köln sieht tiefere Probleme: «Jahrelange Investitionsstaus und mangelnde Modernisierung rächen sich jetzt.»
Als ich letzte Woche am Kölner Hauptbahnhof unterwegs war, konnte ich die Frustration der Wartenden förmlich spüren. Eine ältere Dame mit Rollator fragte verzweifelt nach Alternativen, während Pendler resigniert auf ihre Handys starrten.
Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer hat inzwischen Konsequenzen angekündigt. «So kann es nicht weitergehen«, erklärte er bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Ab Juli sollen verstärkt Ersatzbusse bereitstehen und eine Taskforce eingerichtet werden. Doch reicht das?
Die Menschen in der Region bleiben skeptisch. Für sie steht fest: Verlässlichkeit im öffentlichen Nahverkehr ist keine Komfortfrage, sondern Grundvoraussetzung für Mobilität. Werden die angekündigten Maßnahmen greifen, oder bleibt der RE1 das Sorgenkind des NRW-Nahverkehrs?