Stuttgart erlebt eine beunruhigende Welle der Zerstörung. Allein in den vergangenen drei Wochen wurden im Stadtgebiet 17 junge Bäume mutwillig abgehackt, mehrere Parkbänke zerstört und zwei Statuen im Schlossgarten beschädigt. Die Schäden belaufen sich auf über 150.000 Euro. Die Täter schlagen hauptsächlich nachts zu und hinterlassen kaum Spuren.
«Diese Art von Vandalismus ist nicht nur ein materieller Schaden, sondern ein Angriff auf unser Zusammenleben», erklärt Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper bei einem Pressetermin am Schlossplatz. Besonders die systematische Zerstörung der frisch gepflanzten Klimabäume beunruhigt die Stadtgesellschaft.
Die Polizei Stuttgart hat inzwischen eine Sonderkommission eingerichtet. «Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen den Taten, möglicherweise handelt es sich um eine organisierte Gruppe», sagt Polizeisprecherin Johanna Weinert. Auffällig sei das präzise Vorgehen – die Bäume wurden mit scharfen Werkzeugen in identischer Höhe durchtrennt.
Als ich vor 15 Jahren aus Baden-Württemberg berichtete, gab es vereinzelte Vandalismusfälle, aber nichts von dieser Systematik. Soziologe Professor Markus Held von der Universität Stuttgart sieht einen tieferen gesellschaftlichen Hintergrund: «Wir beobachten eine zunehmende Polarisierung. Der Vandalismus könnte Ausdruck einer Frustration sein, die mit Klimaschutzmaßnahmen und städtischem Wandel zusammenhängt.»
Besonders bedrückend für viele Anwohner: Die Täter hinterlassen weder Bekennerschreiben noch politische Botschaften. «Es geht nur ums Zerstören», sagt Anwohnerin Gisela Kramer (72), die seit 40 Jahren am Schlossgarten wohnt. «Das macht es so unheimlich.»
Die Stadt reagiert mit verstärkten nächtlichen Kontrollen und Kameras an neuralgischen Punkten. Gleichzeitig startet eine Bürgerbewegung unter dem Motto «Stuttgart steht zusammen«. Bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen die Zerstörungswut eindämmen können oder ob sie Symptom eines tieferen gesellschaftlichen Risses sind.