Der grüne Trend im grauen Bahnhofsviertel hat seinen Preis: 13 Euro für einen Vitaminkick. An der Moselstraße, wo sonst Drogenhandel und Prostitution das Bild prägen, steht seit kurzem ein leuchtend gelber Container. «Vitamin B» heißt das neue Konzept, das vegane Smoothies und Säfte anbietet – zu Preisen, die aufhorchen lassen.
«Wir wollen dem Viertel etwas Positives geben», erklärt Martin Scherer, einer der drei Gründer. Der 34-jährige Frankfurter kennt die Gegend gut. «Hier gibt es kaum gesunde Alternativen.» Die Zutaten seien alle bio, regional, saisonal – und das rechtfertige den Preis.
Für 13 Euro bekommt man den «Immune Booster» mit Spinat, Ingwer, Brokkoli und weiteren Zutaten. Die günstigste Variante kostet immerhin 8,50 Euro. Ist das der Anfang der Gentrifizierung im berüchtigten Viertel? Sozialarbeiter Dennis Weber sieht es kritisch: «Die Stammkunden hier können sich solche Preise nicht leisten.»
Beim Lokaltermin beobachte ich eine interessante Mischung: Anzugträger aus den nahen Banktürmen neben Kreativarbeitern mit Laptops. Die langjährigen Bewohner bleiben draußen, schauen nur neugierig.
Die Stadt Frankfurt begrüßt laut Pressemitteilung «jede Initiative, die zur Aufwertung des Viertels beiträgt». Doch bleibt die Frage: Für wen wird hier eigentlich aufgewertet? In diesem Spannungsfeld zwischen Hipster-Trend und sozialer Realität zeigt sich, wie komplex Stadtentwicklung sein kann – selbst wenn sie nur in einem kleinen gelben Container stattfindet.