Vor dem Landgericht München II begann gestern der Prozess gegen einen 46-jährigen Mann aus dem Raum Starnberg. Im Februar lieferte er sich eine waghalsige Verfolgungsjagd mit der Polizei durch Germering und Gilching. Mit Tempo 180 raste er durch Ortschaften, überfuhr rote Ampeln und gefährdete zahlreiche Menschen.
Was treibt einen Menschen zu solch gefährlichem Verhalten? Der Angeklagte, ein gelernter Industriemechaniker, gab an, er habe den «Adrenalinkick» gesucht. Seit Jahren leide er unter Depressionen und einer bipolaren Störung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor.
«Der Beschuldigte war zum Tatzeitpunkt schuldunfähig», erklärte Staatsanwältin Verena Schmidt. Ein psychiatrisches Gutachten bestätigte seine verminderte Steuerungsfähigkeit während der Tat. Zwei Polizeibeamte schilderten vor Gericht die dramatischen Szenen. «Er fuhr völlig rücksichtslos, als gäbe es keine anderen Verkehrsteilnehmer», berichtete ein 34-jähriger Polizist.
Bemerkenswert: Der Angeklagte wurde bereits fünf Mal wegen ähnlicher Delikte verurteilt. Seit der Verfolgungsjagd befindet er sich in einer psychiatrischen Einrichtung. Ich habe solche Fälle in meiner Karriere immer wieder erlebt – Menschen, die in manischen Phasen die Kontrolle verlieren und zur Gefahr werden.
Die Verhandlung zeigt einmal mehr die Herausforderungen im Umgang mit psychisch kranken Straftätern. Das Gericht muss nun entscheiden, ob der Mann dauerhaft in einer Psychiatrie untergebracht wird. Für Betroffene und Gesellschaft bleibt die schwierige Frage: Wie lassen sich solche gefährlichen Episoden künftig verhindern?