Die historischen Kaffeehäuser Unter den Linden prägten einst Berlins kulturelles Leben – heute sind sie fast vergessen. Wo heute Touristen flanieren und Geschäfte ihre Waren anbieten, trafen sich früher Intellektuelle, Künstler und die gehobene Gesellschaft zum geistigen Austausch. Drei dieser legendären Einrichtungen waren besonders bedeutsam für die Stadtgeschichte.
Das Café Bauer öffnete 1877 seine Türen und wurde schnell zum mondänen Treffpunkt. Mit seinen großen Spiegeln, vergoldeten Ornamenten und roten Samtsesseln bot es einen Hauch von Luxus für jedermann. «Wer in Berlin etwas auf sich hielt, musste im Café Bauer gesehen werden», schrieb der Chronist Franz Hessel in seinen Aufzeichnungen. Zeitungen aus aller Welt lagen aus, Schachspieler vertieften sich in strategische Duelle.
Nicht weniger bedeutend war das Café Kranzler, das seit 1825 existierte. Seine weiße Rotunde mit dem markanten Vordach wurde zum Wahrzeichen der Prachtstraße. Hier saßen die Damen der Gesellschaft bei Sahnetorten und beobachteten das Treiben. Der Schriftsteller Theodor Fontane soll hier regelmäßig Inspiration gefunden haben.
Das Victoria-Café komplettierte ab 1892 das Trio der großen Kaffeehäuser. Mit seinem Wintergarten und den Billardtischen zog es vor allem wohlhabende Herren an. Als ich vor Jahren Zeitzeugen befragte, schwärmten sie noch vom besonderen «Berliner Kaffeeduft», der hier in der Luft lag.
Die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs zerstörten diese kulturellen Schätze. Mit ihnen verschwand eine besondere Form der Berliner Geselligkeit. Was bleibt, sind vergilbte Fotografien und Erinnerungen an eine Zeit, als Kaffeekultur mehr bedeutete als ein schneller Pappbecher zum Mitnehmen. Vielleicht sollten wir uns diese Entschleunigung zurückwünschen.