Die schockierende Serie von Vergewaltigungen an bewusstlosen Frauen beschäftigt erneut das Berliner Landgericht. Ein 38-jähriger Mann muss sich seit Montag wegen mehrfacher sexueller Übergriffe verantworten. Laut Staatsanwaltschaft soll er zwischen 2015 und 2019 mindestens 18 Frauen missbraucht haben, nachdem er sie durch K.O.-Tropfen oder Alkohol wehrlos gemacht hatte. Die Taten zeichnete er mit seinem Handy auf.
Was diesen Fall besonders verstörend macht: Der Angeklagte hatte bereits 2021 eine sechsjährige Haftstrafe erhalten. Doch das Urteil wurde teilweise aufgehoben. «Die Revision hat zu einer neuen Verhandlung geführt, in der jetzt aber nur noch fünf Fälle betrachtet werden», erklärt Gerichtssprecherin Lisa Jani.
Die Opfer lernten den Angeklagten meist über soziale Medien oder in Bars kennen. Viele haben bis heute keine Erinnerung an die Taten. Erst durch die gefundenen Videodateien auf seinem Handy wurden die Verbrechen aufgedeckt. «Solche Fälle sind besonders schwerwiegend, weil die Frauen doppelt viktimisiert werden – erst durch die Tat selbst, dann durch die Aufnahmen«, betont Opferschutzanwältin Maria Weber.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder erlebt, wie traumatisierend solche Prozesse für die Betroffenen sein können. Oft müssen sie sich mit Erinnerungslücken quälen, während die Beweise in Form von Videos vorliegen.
Die Verhandlung wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Für die Opfer bedeutet dies eine lange Phase der erneuten Konfrontation mit dem Erlebten. Der Fall wirft auch Fragen zum Umgang mit K.O.-Tropfen auf: Trotz strengerer Kontrollen sind diese Substanzen weiterhin relativ leicht zugänglich. Werden wir als Gesellschaft genug tun, um solche Verbrechen zu verhindern?