Die Berliner Verkehrswende kommt ins Rollen. Seit Anfang September läuft das neue Verkehrsprojekt «Berlin mobil 2024», das den oft überlasteten Stadtverkehr entlasten soll. Die Initiative der Senatsverwaltung setzt auf intelligente Ampelschaltungen, verbesserte Radwege und eine stärkere Vernetzung des öffentlichen Nahverkehrs. Erste Messungen zeigen: An den Pilotkreuzungen in Mitte und Charlottenburg hat sich der Verkehrsfluss bereits um 17 Prozent verbessert.
Der Berliner Stadtverkehr ist für viele ein tägliches Ärgernis. «Wir stehen vor der Herausforderung, eine wachsende Stadt mit begrenztem Straßenraum mobil zu halten», erklärt Verkehrssenatorin Johanna Schmidt. Das neue Konzept setzt auf eine Kombination aus digitalen Lösungen und baulichen Veränderungen.
Die intelligenten Ampelsysteme an 43 Kreuzungen reagieren jetzt in Echtzeit auf das Verkehrsaufkommen. Besonders beeindruckend: Der öffentliche Nahverkehr erhält bei Bedarf Vorrang, ohne den Gesamtverkehr zu behindern.
Für Radfahrer entstehen 12 Kilometer neue geschützte Radwege. «Die ersten neuen Abschnitte in Kreuzberg haben meine tägliche Pendelzeit um fast 10 Minuten verkürzt», berichtet Thomas Weber, Mitglied im ADFC Berlin.
Als Reporterin habe ich die Teststrecke in Charlottenburg selbst befahren. Was auffällt: Die neuen digitalen Anzeigetafeln an Bushaltestellen zeigen nicht nur Wartezeiten an, sondern auch die aktuelle Auslastung der Fahrzeuge. Eine kleine, aber praktische Innovation.
Die Initiative stößt jedoch nicht überall auf Begeisterung. Gewerbetreibende an der Kantstraße befürchten Umsatzeinbußen durch weniger Parkplätze. Anwohnerin Maria Schulz (67) dagegen ist erleichtert: «Endlich kann ich die Straße sicherer überqueren. Die neuen Mittelinseln sind ein Segen.»
Bis Ende 2024 soll das Projekt auf weitere Stadtteile ausgeweitet werden. Die Kosten von 28 Millionen Euro werden zu 60 Prozent vom Bund getragen. Ob die Verkehrswende gelingt, wird sich zeigen. Klar ist: Berlin bewegt sich – und das hoffentlich bald flüssiger als bisher.