An der Neusser Straße in Köln-Weidenpesch wird seit dieser Woche das Tempo sichtbar. Eine neue, leuchtend grüne Anzeige informiert Autofahrer in Echtzeit über ihre Geschwindigkeit. Die Reaktionen sind gemischt: Manche bremsen abrupt, andere scheinen die Warnung zu ignorieren. Nach Angaben der Stadt Köln überschreiten hier täglich fast 15 Prozent der Fahrzeuge die erlaubten 50 km/h deutlich.
Diese «Dialog-Display» genannte Anlage ist Teil eines städtischen Programms zur Verkehrssicherheit. «Wir haben diese Stelle bewusst ausgewählt, weil hier besonders viele Kinder und ältere Menschen die Straße überqueren», erklärt Stefanie Meyer vom Verkehrsamt Köln. Besonders in der Nähe von Schulen und Seniorenheimen sei das Unfallrisiko hoch.
Die Wirksamkeit solcher Anzeigen ist wissenschaftlich belegt. Studien des ADAC zeigen eine durchschnittliche Geschwindigkeitsreduktion von 2-3 km/h – was bei Unfällen bereits über Leben oder Tod entscheiden kann. In Hamburg, wo ähnliche Systeme seit Jahren im Einsatz sind, sank die Unfallrate an bestimmten Gefahrenpunkten um fast 20 Prozent.
Anwohnerin Helga Schumann (67) ist skeptisch: «Die ersten Tage bremsen alle, aber dann gewöhnen sie sich daran und rasen wieder.» Ich beobachte während meiner Recherche tatsächlich mehrere PKW, die trotz roter Warnanzeige ihr Tempo kaum drosseln.
Die Stadt plant, bis Ende 2025 insgesamt 25 dieser Anlagen in Köln zu installieren. Kosten pro Stück: rund 15.000 Euro. «Das Geld wäre in mehr Blitzern besser angelegt», meint der Fahrlehrer Peter Keller. Die Stadtverwaltung sieht die Displays jedoch als präventive Ergänzung zum bestehenden Überwachungssystem.
Verkehrssicherheit bleibt in einer wachsenden Stadt wie Köln eine Daueraufgabe. Ob digitale Tempoanzeigen allein ausreichen, ist fraglich. Aber sie sind ein sichtbares Signal, dass sich etwas bewegt – hoffentlich langsamer als bisher.