Die Mehrheit der Deutschen befürwortet die Wiedereinführung einer verpflichtenden Musterung für junge Menschen. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des RTL/ntv-«Trendbarometers» sprechen sich 61 Prozent der Befragten dafür aus. Bei der Frage nach einem verpflichtenden Wehrdienst sinkt die Zustimmung allerdings auf 46 Prozent.
In Hamburg fällt die Stimmung bei diesem Thema spürbar gespalten aus. Während meiner Recherche auf dem Rathausmarkt zeigten sich besonders ältere Bürger besorgt über die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. «Wir müssen wieder wehrhafter werden», sagte der 67-jährige Hans Müller. «Die Weltlage hat sich verändert.»
Die Umfrage zeigt deutliche Unterschiede zwischen den politischen Lagern. Bei Anhängern der Union liegt die Zustimmung zur Musterung bei 74 Prozent, bei der AfD sogar bei 80 Prozent. Deutlich geringer fällt sie bei Grünen-Wählern mit 51 Prozent aus. Die Verteidigungsexperten sind sich einig: Eine Musterung könnte helfen, den tatsächlichen Personalbedarf der Bundeswehr besser einzuschätzen.
Die Bereitschaft junger Menschen, tatsächlich Wehrdienst zu leisten, bleibt jedoch gering. Professor Thorsten Faas, Politikwissenschaftler an der FU Berlin, erklärt dazu: «Zwischen abstrakter Zustimmung und persönlicher Bereitschaft liegt oft eine große Kluft.»
Aus meiner fast zwanzigjährigen Erfahrung in der politischen Berichterstattung kann ich sagen: Die Debatte über Wehrpflicht kehrt in Deutschland mit jeder sicherheitspolitischen Krise zurück – aber selten mit konkreten Ergebnissen. Die Herausforderung bleibt, wie wir Verteidigungsbereitschaft und persönliche Freiheiten in Einklang bringen können.
Was bedeutet diese Diskussion für die Zukunft unserer Sicherheitspolitik? Eine verpflichtende Musterung könnte ein erster Schritt sein. Doch ohne breite gesellschaftliche Akzeptanz wird jede Reform auf wackeligen Beinen stehen. Verteidigungsminister Pistorius hat die Debatte angestoßen – nun ist die Gesellschaft gefragt, sie konstruktiv weiterzuführen.