In einer S-Bahn in Düsseldorf sorgte gestern Abend ein verwahrlostes Kind für große Betroffenheit bei Fahrgästen und Polizei. Ein sechsjähriger Junge fuhr allein in der S1 Richtung Hauptbahnhof, bekleidet mit verschmutzter Kleidung und ohne Schuhe. Eine aufmerksame Reisende alarmierte gegen 19:30 Uhr die Bundespolizei, die den Jungen am Hauptbahnhof in Obhut nahm.
Der kleine Junge konnte weder seinen Nachnamen noch seine Adresse nennen, nur dass er «Ben» heiße und seine Mutter suche. Laut Polizeibericht wirkte er dehydriert und hungrig. «So einen Fall erleben wir zum Glück selten«, erklärte Polizeisprecherin Andrea Müller. «Der Junge war in einem besorgniserregenden Zustand und konnte kaum erklären, wie er in die Bahn gekommen ist.»
Nach einer ersten Versorgung mit Essen und Getränken wurde der Junge ins Düsseldorfer Kinderkrankenhaus gebracht. Die ärztliche Untersuchung ergab leichte Unterernährung und mehrere unbehandelte Hautausschläge. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich immer wieder erlebt, wie solche Fälle die Menschen in unserer Region aufwühlen – besonders in einer wohlhabenden Stadt wie Düsseldorf.
Das Jugendamt hat den Jungen inzwischen in einer Pflegefamilie untergebracht, während die Polizei intensiv nach den Eltern sucht. Zeugen werden gebeten, sich zu melden, falls sie den Jungen am Mittwochnachmittag im Raum Düsseldorf gesehen haben. «Wir müssen herausfinden, was hinter diesem Fall steckt», betont Müller.
Was wird aus Ben? Diese Frage beschäftigt viele Düsseldorfer. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die oft unsichtbare Not von Kindern – selbst in einer der reichsten Städte Deutschlands.