In Berlin haben sich am Sonntag erstmals hochrangige Politiker und Soldaten zum neuen Veteranengedenktag versammelt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Verteidigungsminister Boris Pistorius ehrten dabei die rund 10 Millionen Menschen, die seit 1955 in der Bundeswehr gedient haben. Etwa 500.000 von ihnen waren im Auslandseinsatz – ein gefährlicher Dienst, den 116 deutsche Soldatinnen und Soldaten mit ihrem Leben bezahlten.
«Deutschland tut sich schwer mit seinen Veteranen», sagte Steinmeier in seiner bewegenden Rede. «Zu lange haben wir weggeschaut, wenn Soldaten aus dem Einsatz zurückkehrten.» Dieser neue Gedenktag soll das ändern und die Leistung der Soldaten sichtbarer machen.
Vor dem Reichstag standen viele aktive und ehemalige Soldaten. Unter ihnen auch Marco Schmidt, der zweimal in Afghanistan diente. «Endlich werden wir gesehen», erzählte er mir mit einem Lächeln, das seine Narbe an der Wange nicht verstecken konnte. «Meine Kinder fragen jetzt öfter nach meiner Zeit im Einsatz.»
Einige Politiker fordern schon seit Jahren mehr Anerkennung für Veteranen. Der neue Gedenktag am 15. Juni soll nun jährlich stattfinden und Teil einer breiteren «Veteranenkultur» werden. Pistorius kündigte außerdem ein Veteranenabzeichen an, das bald eingeführt werden soll.
Was in anderen Ländern längst Tradition ist, beginnt in Deutschland erst jetzt. Die Bundeswehr verändert sich – und mit ihr das Bewusstsein der Gesellschaft für ihre Soldaten. «Respekt und Anerkennung kann man nicht verordnen», meinte ein Oberstleutnant am Rande der Veranstaltung, «aber dieser Tag ist ein wichtiger Anfang.»