Im modernen Fußball wird die Schlacht um die besten Spieler längst nicht mehr nur auf dem Rasen entschieden. Der VfB Stuttgart, diese Saison die große Überraschung der Bundesliga, setzt bei seiner Transferstrategie verstärkt auf eine Geheimwaffe: künstliche Intelligenz und Big Data. Während die traditionellen Scouts noch Kilometer für Kilometer abspulen, laufen in der Stuttgarter Zentrale die Rechner heiß.
Was vor wenigen Jahren noch Science-Fiction war, ist in Cannstatt längst Realität. Die Schwaben nutzen ein selbstentwickeltes KI-System, das täglich über 150.000 Spielerprofile weltweit scannt und dabei nicht nur offensichtliche Statistiken wie Tore oder Assists auswertet. «Wir analysieren inzwischen Bewegungsprofile, Entscheidungsmuster und sogar die Widerstandsfähigkeit gegen Pressing», verrät ein Insider aus dem Scouting-Team. Besonders interessant: Das System erkennt Talente oft Jahre bevor sie auf dem Radar der Top-Clubs erscheinen – wie bei Serhou Guirassy, der für lächerliche 9 Millionen kam und heute das Zehnfache wert ist.
Sportvorstand Fabian Wohlgemuth hält die Details bewusst unter Verschluss, doch in Fachkreisen gilt das Stuttgarter Modell als revolutionär. Andere Bundesligisten investieren Millionen in teure Transfers, während der VfB auf Datenanalyse setzt und damit systematisch Perlen wie Enzo Millot oder Silas entdeckt. Was mich besonders beeindruckt: Die Software bewertet auch Faktoren wie Anpassungsfähigkeit an Spielsysteme und kulturelle Integration – Aspekte, die traditionelle Scouting-Methoden kaum erfassen können.
Die Frage ist nicht mehr, ob andere Vereine nachziehen werden, sondern wann. Während die Fußballromantiker von Intuition und dem «guten Auge» des Scouts schwärmen, spricht der Erfolg des VfB eine klare Sprache. Doch bleibt bei aller Technologie eine Frage offen: Kann eine KI jemals das gewisse Etwas erkennen, das einen guten Spieler zu einem großartigen macht? Die Antwort schreibt der VfB gerade selbst – mit jedem Neuzugang, der in Stuttgart durchstartet.