In den stillen Morgenstunden auf einem Trierer Hühnerhof hat die Vogelgrippe erneut zugeschlagen. Was für Kleinhalter oft eine Herzensangelegenheit ist, wird nun zur Sorgenquelle. Besonders beunruhigend: Der aktuelle Ausbruch des H5N1-Virus betrifft nicht nur Wildvögel, sondern erreicht zunehmend Hausgeflügelbestände. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts wurden allein im vergangenen Monat 17 neue Fälle in Rheinland-Pfalz registriert – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
«Wir beobachten eine besorgniserregende Entwicklung», erklärt Dr. Martina Weber vom Veterinäramt Trier. «Das Virus zeigt eine erhöhte Anpassungsfähigkeit und überdauert mittlerweile ganzjährig in unseren Breitengraden.» Besonders für Kleinhaltungen bedeutet das erhöhte Wachsamkeit. Die Schutzmaßnahmen beginnen bereits beim Stallbau: Wildvogelsichere Netze mit einer Maschenweite unter 25 mm sind unverzichtbar, ebenso wie überdachte Auslaufflächen.
Bei meinen Besuchen auf betroffenen Höfen fällt immer wieder auf, wie emotional belastend die Situation für die Halter ist. Familie Schmitz aus Trier-Land musste ihre geliebten Hühner nach einem Infektionsverdacht isolieren. «Man unterschätzt die Bindung zu den Tieren», erzählt Herr Schmitz mit belegter Stimme. Die Geschichte erinnert an den Vogelgrippeausbruch von 2016, als zahlreiche Kleinhalter in der Region ähnliches durchmachten.
Die Biosicherheit spielt eine entscheidende Rolle. Neben separater Kleidung und Schuhwerk für den Stallbereich empfiehlt das Veterinäramt dringend, Futter vogelsicher zu lagern und Tränken abzudecken. Ein historischer Blick zeigt: Während früherer Ausbrüche litten besonders Betriebe ohne konsequente Hygienemaßnahmen.
Auch wenn das Übertragungsrisiko auf den Menschen derzeit als gering eingestuft wird, ist Vorsicht geboten. Die Weltgesundheitsorganisation verfolgt die Entwicklung aufmerksam, besonders nachdem einzelne humane Infektionen in Nachbarländern nachgewiesen wurden. Bei Verdachtsfällen gilt: Sofort das Veterinäramt kontaktieren und den Kontakt zwischen Wildvögeln und eigenen Tieren strikt vermeiden.
Während die Behörden das Geschehen weiter beobachten, bleibt für die Hühnerhalter im Raum Trier die bange Frage: Wie lange noch? Fest steht: Nur wer Schutzmaßnahmen konsequent umsetzt, kann seine gefiederten Freunde wirksam schützen. Die kleinen Inseln der Hühnerhaltung inmitten unserer Region verdienen besonderen Schutz – nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus emotionalen Gründen.