Der Stuttgarter Wärmeplan gerät ins Stocken: Laut aktueller Prognosen werden bis 2035 nur 65 Prozent der geplanten Wärmenetze realisiert. Dies bedroht das erklärte Ziel des Gemeinderats, Stuttgart bis 2035 klimaneutral zu machen. Nach Angaben der Stadtwerke fehlen rund 200 Millionen Euro an Fördermitteln, um alle notwendigen Projekte umzusetzen.
Als ich gestern durch die Stuttgarter Innenstadt ging, sah ich die Baustellen für das neue Fernwärmenetz – ein Anblick, der in den kommenden Jahren zum Stadtbild gehören wird. Doch was ambitioniert begann, droht nun zu scheitern. Der Ausbau der klimafreundlichen Wärmenetze ist entscheidend für die Energiewende in der Landeshauptstadt. Momentan werden nur 15 Prozent der Stuttgarter Gebäude mit Fernwärme versorgt. Nach aktualisierten Berechnungen könnten bis 2035 lediglich 25 Prozent angeschlossen sein – weit weniger als die geplanten 40 Prozent.
«Die Finanzierungslücke ist enorm», erklärte Oberbürgermeister Frank Nopper bei der Vorstellung der neuen Zahlen. «Ohne zusätzliche Bundes- und Landesmittel werden wir unsere Klimaziele verfehlen.» Energieexperten sehen das Problem vor allem in den gestiegenen Materialkosten und dem Fachkräftemangel im Tiefbau. Nach fast zwanzig Jahren Berichterstattung über die Stuttgarter Energiepolitik erlebe ich selten eine so große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Für die Bürger bedeutet dies konkret: In vielen Stadtteilen, besonders in Vaihingen und Bad Cannstatt, müssen Hauseigentümer nun alternative Lösungen wie Wärmepumpen in Betracht ziehen. Der Gemeinderat will in der kommenden Woche über Nachbesserungen beraten. Die Frage bleibt: Ist Klimaneutralität 2035 für Stuttgart nur ein wohlklingender Slogan oder ein ernsthaftes Vorhaben, für das man bereit ist, zusätzliche Mittel bereitzustellen?