Berliner Behörden bereiten sich auf Stillstand vor: Verdi hat für kommende Woche massive Warnstreiks angekündigt. Fast 170.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sind zum Ausstand aufgerufen. Grund ist der festgefahrene Tarifstreit – die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 500 Euro monatlich.
Als ich gestern durch das Berliner Rathaus ging, war die Anspannung förmlich greifbar. «Wir stehen mit dem Rücken zur Wand», erklärte mir Karin Schneider, Personalrätin einer Bezirksverwaltung. «Die Lebenshaltungskosten explodieren, während unsere Gehälter stagnieren.»
Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde lediglich drei Prozent mehr Lohn ab Oktober angeboten – für Verdi ein «Schlag ins Gesicht». Die Streiks könnten Bürgerämter, Kitas und selbst die Müllabfuhr betreffen. Eine besondere Belastung für Familien, die ohnehin unter dem Personalmangel im öffentlichen Dienst leiden.
«Berlin funktioniert nur mit uns», sagte Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann bei einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor. Aus meiner langjährigen Beobachtung weiß ich: Die Stimmung unter den Beschäftigten ist so aufgeheizt wie selten zuvor.
Der Finanzsenator warnt bereits vor «unverantwortlichen Forderungen» angesichts leerer Kassen. Doch geht es nach den Streikenden, könnte dies erst der Anfang sein. Was bleibt, ist die Frage: Wie viel ist uns der öffentliche Dienst eigentlich wert?