Die Hamburger Stadtreinigung wird seit Tagen bestreikt. Heute eskalierte die Situation am Stilbruch-Kaufhaus in Wandsbek, als ein Vertreter der Geschäftsführung versuchte, streikende Mitarbeiter am Betreten des Firmengeländes zu hindern. Die Gewerkschaft ver.di spricht von «aggressivem Verhalten» gegenüber den Beschäftigten, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.
«Der Kollege stand breitbeinig vor dem Tor und hat sich aufgeführt wie ein Türsteher», berichtet eine Augenzeugin. Seit Montag beteiligen sich etwa 300 der 450 Stilbruch-Mitarbeiter am Warnstreik. Sie fordern 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
Die Stadtreinigung Hamburg, zu der auch das Secondhand-Kaufhaus Stilbruch gehört, zeigt wenig Verständnis für die Streikenden. «Wir können den Forderungen so nicht nachkommen», erklärte Pressesprecher Kay Goetze. Die Arbeitgeberseite bietet bislang nur 5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 42 Monaten.
An den überfüllten Mülltonnen und geschlossenen Recyclinghöfen lässt sich die Wirkung des Streiks bereits deutlich ablesen. Vor allem in dicht besiedelten Stadtteilen wie St. Pauli und Altona stapelt sich der Müll. Ich habe auf meinem Weg zur Recherche mehrere überquellende Container fotografiert – ein ungewohntes Bild in der sonst so sauberen Hansestadt.
Die Verhandlungen gehen in der kommenden Woche weiter. Bis dahin müssen die Hamburger wohl mit Einschränkungen leben. «Wenn die Stadt den Ernst der Lage nicht erkennt, könnte der nächste Streik länger dauern», warnt ein ver.di-Vertreter. Die Frage bleibt: Wer räumt am Ende den Müll weg, wenn niemand nachgibt?