In Essen schlägt seit heute das Herz der Weihnachtswohltätigkeit. Das WDR 2 Weihnachtswunder hat auf dem Kennedyplatz seine gläserne Bühne aufgeschlagen. Vier Moderatoren werden dort 102 Stunden ununterbrochen senden und Spenden für notleidende Kinder sammeln. Bereits zur Eröffnung strömten hunderte Menschen zum Glasstudio, um Teil der besonderen Aktion zu sein.
«Die Vorfreude war riesig, aber jetzt mit den Menschen direkt im Kontakt zu sein, übertrifft alles», sagt WDR-Moderatorin Steffi Neu, während sie kalte Finger in Fingerhandschuhen wärmt. Gemeinsam mit ihren Kollegen Sabine Heinrich, Thorsten Schorn und Jan Malte Andresen wird sie bis Sonntag nicht nur moderieren, sondern auch im Glashaus leben – schlafen, essen, duschen, alles vor den Augen der Zuschauer.
Rund um die Bühne hat sich ein kleines Weihnachtsdorf entwickelt. Der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln liegt in der Luft. Familien, Schulklassen und Firmengruppen bringen ihre Spenden vorbei. «Wir haben im Büro gesammelt und auf Wichtelgeschenke verzichtet», erzählt Martin Keller aus Essen-Rüttenscheid, der mit Kollegen vorbeigekommen ist.
Besonders bewegend: Die Geschichte der kleinen Emma aus Gelsenkirchen, die ihr Sparschwein geleert hat. «Ich wollte eigentlich ein neues Fahrrad, aber andere Kinder brauchen das Geld viel dringender», erklärt die Neunjährige schüchtern. Solche Begegnungen sind es, die diese Aktion ausmachen.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten eine so unmittelbare Verbindung zwischen Medien und Menschen erlebt wie beim Weihnachtswunder. Die Essener haben die Aktion längst zu ihrer eigenen gemacht.
Die gesammelten Spenden gehen an «Kinder in Not«, ein Projekt der UNICEF und des Deutschen Kinderhilfswerks. Dass ausgerechnet Essen nach Köln, Bochum und Dortmund nun Gastgeber ist, erfüllt viele Ruhrgebietler mit Stolz.
Bis Sonntag werden noch zahlreiche Prominente erwartet. Die Veranstalter hoffen, den letztjährigen Spendenrekord von 7,6 Millionen Euro zu übertreffen. Angesichts der Energie, die bereits am ersten Tag zu spüren ist, scheint das durchaus möglich. Das Weihnachtswunder beweist: Selbst in schwierigen Zeiten ist die Hilfsbereitschaft ungebrochen.