In Erfurt versammelten sich gestern über 200 Schülerinnen und Schüler, um gegen die geplante Wiedereinführung der Wehrpflicht zu protestieren. «Unsere Zukunft ist nicht das Militär!» stand auf selbstgemalten Plakaten. Die Demonstrierenden, überwiegend im Alter zwischen 16 und 19 Jahren, kritisieren besonders, dass über ihre Köpfe hinweg entschieden wird. Nach aktuellen Plänen könnten junge Männer ab Sommer 2025 wieder zum Wehrdienst verpflichtet werden.
«Die Politik redet immer von Jugendbeteiligung, aber bei solchen wichtigen Entscheidungen werden wir komplett ignoriert», sagt Lena Müller (17), Schülersprecherin aus Jena. Auch Eltern unterstützen den Protest. Markus Weber, Vater von zwei Söhnen, steht mit einem Transparent am Rand: «Ich möchte, dass meine Kinder Zukunftsperspektiven statt Kasernenleben haben.»
Die Proteste in Thüringen reihen sich in eine wachsende bundesweite Bewegung ein. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten eine solche Entschlossenheit bei jungen Menschen gesehen. «Die argumentieren nicht einfach nur mit Pazifismus, sondern mit konkreten Zukunftssorgen», erzählt mir ein Lehrer am Rande.
Die Landesschülervertretung hat inzwischen eine Petition gestartet, die bereits über 10.000 Unterschriften sammelte. Sie fordern mindestens ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung. Der Verteidigungsminister hat bisher nur allgemein Verständnis signalisiert, ohne konkrete Zugeständnisse. Die Proteste werden weitergehen – nächste Woche ist eine größere Demonstration in Erfurt geplant.
Was sagt es über unsere Demokratie aus, wenn junge Menschen das Gefühl haben, ihre Zukunft werde ohne sie geplant?