Die Geduld tausender Pendler zwischen Köln und Bonn wird seit gestern Abend auf eine harte Probe gestellt. Ein Weichenschaden bei Brühl sorgt für erhebliche Verspätungen und zahlreiche Zugausfälle auf einer der meistgenutzten Bahnstrecken im Rheinland. Betroffen sind sowohl Regional- als auch Fernverkehrszüge. Nach Angaben der Deutschen Bahn werden die Reparaturarbeiten voraussichtlich bis zum späten Nachmittag andauern.
Am Brühler Bahnhof herrscht heute Morgen spürbare Anspannung. «Ich komme jetzt definitiv zu spät zu meinem wichtigen Termin in Köln», sagt Martina Weber, während sie nervös auf ihr Smartphone blickt. Die 43-jährige Projektmanagerin ist eine von schätzungsweise 50.000 Menschen, die täglich zwischen Bonn und Köln pendeln.
Die Deutsche Bahn hat einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, doch der kommt mit dem Andrang kaum nach. «Wir arbeiten mit Hochdruck an der Behebung des Schadens», erklärt Bahnsprecher Thomas Müller. «Die betroffene Weiche muss komplett ausgetauscht werden, was leider zeitaufwändig ist.»
Besonders ärgerlich: Erst vor drei Wochen gab es auf derselben Strecke eine ähnliche Störung. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert den Zustand der Infrastruktur scharf. «Die marode Schieneninfrastruktur rächt sich jetzt», so Verbandssprecher Klaus Schneider. «Jahrelange Sparmaßnahmen führen zu genau solchen Situationen.»
In meinen fast 20 Jahren als Reporterin im Rheinland habe ich selten so viel Frust bei Bahnreisenden erlebt wie heute Morgen. Besonders die Pendler aus dem Bonner Raum trifft es hart – viele stehen ratlos vor den Anzeigetafeln, andere weichen notgedrungen auf ihre Autos aus.
Ein Blick auf die Straßen zeigt die Folgen: Auf der A555 zwischen Bonn und Köln staute es sich am Morgen auf bis zu 15 Kilometern. Die Mobilitätswende scheint in Momenten wie diesen in weite Ferne zu rücken. Vielleicht braucht es solche Krisen, um den politischen Druck für Investitionen in unsere Verkehrsinfrastruktur zu erhöhen – damit der morgendliche Weg zur Arbeit nicht täglich zum Abenteuer wird.