Die Einsamkeit schlägt besonders an Weihnachten zu. In Dresden öffnen deshalb mehrere Einrichtungen ihre Türen, damit niemand allein unter dem Tannenbaum sitzen muss. Nach einer aktuellen Umfrage der Krankenkasse DAK fürchten sich rund 30 Prozent der Deutschen vor Einsamkeit während der Feiertage.
Besonders betroffen sind ältere Menschen, deren Kinder weit weg wohnen oder die ihren Partner verloren haben. Aber auch junge Menschen, die neu in der Stadt sind oder aus finanziellen Gründen nicht zu ihren Familien reisen können, suchen nach Gemeinschaft.
„Wir erleben jedes Jahr eine steigende Nachfrage», berichtet Petra Lehmann von der Dresdner Tafel, die auch dieses Jahr am 24. Dezember ein gemeinsames Festessen anbietet. „Für viele ist es nicht nur die warme Mahlzeit, sondern vor allem das Zusammensein, das zählt.»
Auch in der Dreikönigskirche wird an Heiligabend für Bedürftige und Einsame gedeckt. Pfarrer Michael Zemmrich erklärt: „Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung und der Gemeinschaft – niemand sollte an diesem Tag allein sein müssen.»
Als ich letztes Jahr über die Weihnachtsangebote berichtete, traf ich auf viele Menschen, die regelmäßig wiederkommen – nicht aus materieller Not, sondern weil sie die herzliche Atmosphäre schätzen. Ein 78-jähriger Witwer erzählte mir, dass er hier „seine Ersatzfamilie» gefunden habe.
Neben organisierten Angeboten gibt es auch private Initiativen. Über Plattformen wie nebenan.de laden Dresdner Familien fremde Menschen an ihren Festtisch ein. Die Nachbarschaftshilfe erlebt gerade in den Außenbezirken wie Striesen und Blasewitz einen Aufschwung.
Die Stadt Dresden stellt auf ihrer Webseite eine Übersicht aller Angebote bereit, einschließlich Kontaktdaten und Anmeldefristen. Wer selbst helfen möchte, kann sich noch bis zum 20. Dezember als freiwilliger Helfer melden.
In einer Zeit, in der Individualismus oft über Gemeinschaft gestellt wird, zeigen diese Initiativen, wie wichtig menschliche Nähe gerade an Weihnachten ist. Die Frage bleibt: Warum braucht es oft erst Feiertage, um unseren Blick wieder auf die zu richten, die allein sind?