In Gießen haben am Wochenende Bürger und Stadtverwaltung ein klares Zeichen für weihnachtliche Normalität gesetzt. Trotz des hessischen Demonstrationsverbots an Adventssamstagen öffnete der Weihnachtsmarkt wie geplant seine Buden. Nach den Ausschreitungen bei Pro-Palästina-Demonstrationen hatte das Innenministerium für alle hessischen Städte ein Versammlungsverbot erlassen – doch Gießen erhielt eine Sondererlaubnis.
«Das ist ein wichtiges Signal für unsere Stadt», erklärt Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher. Die Menschen auf dem Marktplatz teilen diese Erleichterung. Zwischen Glühweinduft und Kinderlachen spüre ich, wie sehr die Gießener ihr vorweihnachtliches Ritual schätzen. Eine Standbesitzerin, die Kunsthandwerk verkauft, berichtet: «Letztes Jahr hatten wir wegen der Demos 30 Prozent weniger Umsatz. Diese Samstage sind existenziell für uns.«
Die Polizei zeigt verstärkte Präsenz, bleibt aber dezent im Hintergrund. Etwa 150 Beamte sorgen für Sicherheit, wie ein Polizeisprecher bestätigt. Der Kompromiss wurde möglich, weil die Stadt ein detailliertes Sicherheitskonzept vorgelegt hatte. Der Marktplatz bleibt ein geschützter Raum.
Was in Gießen gelingt, bleibt andernorts schwierig. In Frankfurt und Kassel bleiben die Märkte samstags geschlossen. Für die Händler ein herber Verlust. Gießen zeigt: Mit klugen Konzepten können Sicherheit und Vorweihnachtsfreude zusammenfinden. Eine Lektion, die über Hessen hinaus Beachtung verdient.