Ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte lebt auf dem Münchner Christkindlmarkt weiter. Während die meisten Bundesbürger die D-Mark nur noch aus Erinnerungen oder von alten Fotos kennen, kann man am Stand von Axel Höhnke auf dem Marienplatz immer noch mit der 2002 abgeschafften Währung bezahlen. «Bei mir ist die Mark bis heute gültig», sagt der 68-jährige Händler, der seit 35 Jahren Christbaumschmuck verkauft.
Die Idee entstand spontan beim Euro-Umstieg. «Als der Euro kam, haben viele Kunden gefragt, ob ich auch noch Mark nehme. Da habe ich einfach Ja gesagt», erinnert sich Höhnke. Was als kurzfristige Übergangslösung begann, wurde zur Tradition. Der Wechselkurs ist kundenfreundlich: Ein Euro entspricht zwei Mark – genau wie beim offiziellen Umtausch vor über zwei Jahrzehnten.
Besonders ältere Besucher nutzen die Gelegenheit gerne. «Manchmal kommen Menschen mit alten Geldbörsen, die sie jahrelang nicht angerührt haben», erzählt Höhnke. Eine Kundin brachte kürzlich einen 100-Mark-Schein, den sie bei Renovierungsarbeiten hinter einer Tapete gefunden hatte.
Die Bundesnoten und Münzen wandern nicht zur Bank – Höhnke sammelt sie für sein privates Archiv. «Das ist ein Stück Zeitgeschichte», sagt er. Etwa 20 Mark-Zahlungen verbucht er pro Saison, Tendenz abnehmend. Die meisten Kunden reagieren überrascht, wenn sie das kleine Schild mit dem Hinweis «D-Mark-Zahlung möglich» entdecken.
Nach Feierabend schlendere ich manchmal selbst über den Markt und beobachte die Menschen am Stand. Die Freude in ihren Augen, wenn sie verstaubte Markstücke aus der Tasche ziehen, erinnert an längst vergangene Zeiten. In einer Welt digitaler Zahlungen scheint diese kleine Tradition besonders wertvoll – ein Hauch Nostalgie zwischen Glühwein und Christbaumkugeln.
Ob Höhnke die Mark-Annahme fortsetzen wird? «Solange ich hier stehe und noch jemand alte Scheine oder Münzen bringt», verspricht er. Eine schöne Erinnerung an die Zeit, als der Christkindlmarkt noch in Mark und Pfennig abgerechnet wurde – und ein kleines Stück bayerische Eigenwilligkeit mitten in München.