In Köln-Neustadt-Nord wurde heute Nachmittag bei Bauarbeiten eine 500 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe entdeckt. Der amerikanische Blindgänger muss noch in der Nacht entschärft werden, teilte die Stadt Köln mit. Rund 2.300 Anwohner müssen ihre Wohnungen verlassen. Die Evakuierung des Gebiets im Umkreis von 300 Metern um den Fundort an der Machabäerstraße läuft bereits auf Hochtouren.
«Als ich am Fundort ankam, war die Stimmung angespannt, aber geordnet», erzählt ein Anwohner. Die Kölner Ordnungskräfte klingeln seit dem frühen Abend an allen Türen im Evakuierungsgebiet. Die Menschen nehmen es größtenteils gelassen hin. Solche Bombenfunde sind in Köln keine Seltenheit – seit Kriegsende wurden über 7.000 Bomben im Stadtgebiet gefunden und entschärft.
Für die Betroffenen hat die Stadt eine Notunterkunft in der Erich-Kästner-Schule eingerichtet. «Wir sind gut vorbereitet und haben ausreichend Kapazitäten», versichert Krisenstabsleiter Andreas Vogel. Besonders um ältere und pflegebedürftige Menschen kümmern sich die Einsatzkräfte mit besonderer Sorgfalt.
Auch das nahegelegene Seniorenheim muss teilweise evakuiert werden. Die Feuerwehr organisiert Krankentransporte für bettlägerige Bewohner. «Unser oberstes Ziel ist, dass alle sicher sind, bevor die Entschärfung beginnt», erklärt der Einsatzleiter der Feuerwehr.
Die Bombe soll nach Mitternacht durch Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes entschärft werden, sobald alle Menschen in Sicherheit sind. Der Kölner Hauptbahnhof ist nicht betroffen, der Zugverkehr läuft normal weiter. Jedoch kommt es bei den Stadtbahnlinien 12 und 15 zu Einschränkungen.
Diese nächtliche Aktion erinnert an die Dimensionen der Kriegsfolgen, die bis heute in unseren Städten schlummern. Experten schätzen, dass noch etwa 100.000 Blindgänger in Deutschland im Boden liegen. In Köln wird das vermutlich nicht die letzte Evakuierung dieser Art gewesen sein.