Die Entschärfung einer Weltkriegsbombe im Herzen Kölns sorgt heute für Ausnahmezustand. Bauarbeiter entdeckten den 500-Kilogramm-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg bei Arbeiten in der Nähe des Heumarkts. Etwa 5.000 Menschen müssen ihre Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen. Die Evakuierung gestaltet sich besonders schwierig, weil zahlreiche ältere und pflegebedürftige Personen betroffen sind.
Experten des Kampfmittelräumdienstes haben den amerikanischen Blindgänger als «transportfähig, aber nicht transportwürdig» eingestuft. Die Bombe muss daher noch heute vor Ort entschärft werden. «Die Lage ist heikel, aber wir haben routinierte Verfahren für solche Situationen», erklärt Einsatzleiter Thomas Breuer. Ein Radius von 500 Metern um den Fundort wurde zum Sperrgebiet erklärt.
Die Evakuierung begann um 9 Uhr, verzögert sich aber durch mehrere Pflegeheime im Sperrgebiet. «Wir brauchen spezielle Transportfahrzeuge und medizinisches Personal, um alle sicher unterzubringen», sagt eine Sprecherin der Stadt. Für mich zeigt sich hier wieder das typische Kölner Phänomen: Bombenfunde sind keine Seltenheit, doch die dichte Bebauung und die komplexe Infrastruktur der Innenstadt machen jede Entschärfung zu einer logistischen Herausforderung.
Die Verkehrssituation in der Kölner Innenstadt ist stark beeinträchtigt. Mehrere Straßenbahn- und Buslinien wurden umgeleitet, der Schiffsverkehr auf dem Rhein temporär eingestellt. Geschäftsleute in der betroffenen Zone reagieren mit gemischten Gefühlen. «Natürlich ist es ärgerlich, einen Verkaufstag zu verlieren, aber die Sicherheit geht vor», meint ein Ladenbesitzer vom Heumarkt.
Die Stadtverwaltung hat eine Notunterkunft in der Sporthalle des Heinrich-Heine-Gymnasiums eingerichtet. Die Entschärfung soll bis zum späten Nachmittag abgeschlossen sein. Dennoch bleibt die bange Frage, die mich bei jeder Bombenentschärfung in Köln begleitet: Wie viele weitere Blindgänger schlummern noch unentdeckt unter unseren Füßen?