In Köln mussten gestern über 7.500 Menschen ihre Wohnungen verlassen, nachdem bei Bauarbeiten im Stadtteil Ehrenfeld zwei Weltkriegsbomben entdeckt wurden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst identifizierte die Sprengkörper als eine britische 250-Kilo-Bombe und eine amerikanische 500-Pfund-Bombe – stumme Zeugen des Zweiten Weltkriegs, die nach fast 80 Jahren immer noch gefährlich sind.
Die Evakuierung begann um 9 Uhr morgens und betraf einen Radius von 500 Metern um den Fundort. Für Anwohner, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten, richtete die Stadt eine Notunterkunft in der Sporthalle des Berufskollegs ein. «Es ist beeindruckend, wie diszipliniert die Kölnerinnen und Kölner mit solchen Situationen umgehen«, sagte Feuerwehrsprecher Mark Steinmeier vor Ort.
Als ich gegen Mittag das abgesperrte Gebiet besuchte, begegneten mir erstaunlich gefasste Menschen. «Det is jetzt dat dritte Mal in fünf Jahren», erzählte mir eine ältere Dame mit typisch kölschem Tonfall, während sie ihren Rollator in Richtung der Notunterkunft schob. «Mer kennt dat ja.»
Bombenentschärfungen gehören in Deutschland zum Alltag. Laut Schätzungen des Kampfmittelräumdienstes liegen noch etwa 100.000 Tonnen Munition aus den Weltkriegen im Boden. Allein in Köln wurden seit 1945 mehr als 7.200 Bomben gefunden und entschärft.
Gegen 16 Uhr gab der Kampfmittelräumdienst Entwarnung. Beide Bomben konnten erfolgreich entschärft werden. «Routine ist das nie», betonte Sprengmeister Peter Horstmann nach getaner Arbeit. «Jede Bombe hat ihre Eigenheiten.»
Was für viele Deutsche zur Normalität geworden ist, bleibt eine ernste Erinnerung an die Vergangenheit. Während die Anwohner in ihre Häuser zurückkehrten, fragte ich mich: Wie viele dieser unsichtbaren Gefahren schlummern noch unter unseren Füßen? Und wie lange wird uns der Krieg, der vor 80 Jahren endete, noch im Alltag beschäftigen?