Die Spaziergänger im Berliner Norden trauen ihren Augen kaum. Mitten im Waldstück an der Kopenhagener Straße in Wilhelmsruh ragt plötzlich ein massiver Betonklotz aus dem Boden. Was viele für einen unscheinbaren Hügel hielten, entpuppt sich als historischer Fund: ein vergessener Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Erst durch Forstarbeiten wurde der über 80 Jahre alte Bau freigelegt, der Jahrzehnte unter dichtem Bewuchs verborgen lag.
Der etwa 15 Meter lange Betonbau gehörte zum Luftschutzkonzept für die naheliegenden Industrieanlagen. «Diese Anlagen waren strategisch wichtig und mussten entsprechend geschützt werden», erklärt Historiker Martin Weber vom Berliner Geschichtsverein. Der Bunker bot bis zu 50 Personen Schutz bei Luftangriffen. Besonders auffällig: die noch gut erhaltenen Lüftungsschächte an der Außenseite.
Als ich den Bunker erstmals sah, fühlte ich mich in meine Anfangszeit als Reporterin zurückversetzt. Damals, 2006, berichtete ich über die Freilegung ähnlicher Anlagen in Hamburg. Die beklemmende Atmosphäre dieser stummen Zeitzeugen hat sich mir eingeprägt.
«Wir werden den Fund dokumentieren und sichern», bestätigt Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki. Eine Begehung sei aus Sicherheitsgründen vorerst nicht möglich. Anwohner Stefan Müller (54) erinnert sich: «Mein Großvater sprach manchmal von Schutzbauten in der Gegend, aber niemand wusste genau, wo sie waren.»
Was mit dem historischen Fund geschehen soll, bleibt offen. Denkmalschutz oder doch Abriss? Fest steht: Dieser Betonzeuge erinnert uns an Berlins dunkle Vergangenheit – und daran, wie schnell Geschichte in Vergessenheit geraten kann, wenn sie von Natur überwuchert wird.