Die Samstagsschlange am Wertstoffhof West in Frankfurt beginnt bereits um 7:30 Uhr – eineinhalb Stunden vor Öffnung. Dutzende Autos mit vollen Kofferräumen warten geduldig. Nach aktuellen Zahlen der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) nutzen jährlich über 400.000 Bürgerinnen und Bürger die vier Wertstoffhöfe der Stadt. Der Samstag ist dabei der mit Abstand meistbesuchte Tag.
«Ein typischer Samstag hier ist wie ein kleines Volksfest des Wegwerfens«, erklärt Thomas Bücher, der seit acht Jahren als Mitarbeiter auf dem Hof arbeitet. Menschen aller Altersgruppen und sozialer Schichten treffen sich hier, verbunden durch das gemeinsame Ziel: loswerden, was zu Hause keinen Platz mehr hat.
Zwischen Elektroschrott-Containern und Sperrmüllbergen entstehen flüchtige Gespräche. Eine ältere Dame fragt einen jungen Mann, ob er ihr mit einem sperrigen Schrank helfen kann. Hilfsbereitschaft ist hier selbstverständlich. Als ich vor einigen Jahren für eine Reportage über Müllvermeidung recherchierte, war ich überrascht von der fast dorfähnlichen Gemeinschaft, die sich samstags hier bildet.
Die Kuriositäten, die hier landen, sind bemerkenswert. «Letzte Woche brachte jemand eine komplette, funktionierende Espressomaschine für 2.000 Euro», berichtet Standortleiter Kai Werner. «Wir haben sie für das Sozialkaufhaus gerettet.» Die FES kooperiert seit 2019 mit karitativen Einrichtungen, um brauchbare Gegenstände weiterzuvermitteln.
Die Frankfurter Entsorgungskapazitäten stoßen jedoch zunehmend an Grenzen. Die steigenden Besucherzahlen – allein am Wertstoffhof West ein Plus von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – machen Erweiterungen nötig. Die Stadt plant bereits einen fünften Standort im Nordosten.
Was hier jeden Samstag passiert, spiegelt unsere Konsumgesellschaft perfekt wider: Wir kaufen mehr, als wir brauchen, und trennen uns schneller von Dingen. Während die einen entsorgen, suchen andere nach Schätzen. Der Wertstoffhof ist ein faszinierender Mikrokosmos unserer Wegwerfkultur.