Der Fall schockiert Hamburg und ganz Deutschland: Ein Mann hat über Jahre 21 Jungen sexuell missbraucht. Der 35-jährige Hamburger, der sich im Internet «White Tiger» nannte, hatte die Kinder in sein Kinderzimmer im Haus seiner Eltern gelockt. Dort verging er sich an ihnen und filmte die Taten. Die Polizei beschlagnahmte bei ihm über 32.000 Dateien mit kinderpornografischem Material.
Was wir über den Täter wissen: Der gelernte Einzelhandelskaufmann lebte im Hamburger Stadtteil Neugraben-Fischbek bei seinen Eltern. Er sprach seine Opfer, meist Jungen zwischen 7 und 12 Jahren, auf Spielplätzen an oder lernte sie über Freizeitaktivitäten kennen. Mit Spielekonsolen und anderen Geschenken gewann er ihr Vertrauen. In seinem mit Postern und Spielsachen eingerichteten Kinderzimmer schuf er eine Umgebung, die auf Kinder anziehend wirkte.
Nachbarn beschreiben ihn als unauffällig. «Er war immer freundlich, hat gegrüßt. Nie hätte ich gedacht, dass er zu so etwas fähig ist», sagt eine Anwohnerin. Die Ermittler sprechen von einem «hochmanipulativen Täter», der gezielt vorging und seine Taten akribisch dokumentierte.
Der Missbrauch erstreckte sich über mindestens acht Jahre. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Anklage wegen schweren sexuellen Missbrauchs in 15 Fällen erhoben. «Die Dimension dieses Falls ist erschreckend», erklärt Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering.
Als ich vor Jahren über ähnliche Fälle berichtete, war ein Muster immer wieder erkennbar: Die Täter schaffen Vertrauensräume, in denen Kinder sich zunächst wohlfühlen. Erschreckend ist, wie lange solche Missbrauchsserien unentdeckt bleiben können.
Die Folgen für die betroffenen Kinder sind verheerend und oft lebenslang spürbar. Experten fordern nun verstärkte Präventionsarbeit und mehr Ressourcen für die Ermittlungsbehörden. Der Fall zeigt einmal mehr: Wir müssen als Gesellschaft wachsamer werden und Kindern besser zuhören, wenn sie von ungewöhnlichen Erlebnissen berichten.