Die Traditionsgastronomie in Dresden steht vor einer Zerreißprobe. Die Firmengruppe Widmann, bekannt für ihre zahlreichen Restaurants und Cafés in der Altstadt, durchlebt turbulente Zeiten. Ihre Tochterfirma «Die Widmann Gastronomie GmbH» hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind drei bekannte Lokale: das Altmarkt-Café, das Augustiner an der Frauenkirche und das Augustiner im Kurländer Palais.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Frank-Rüdiger Scheffler hat den Betrieb bereits übernommen. Die gute Nachricht für Dresdner und Touristen: Die drei Lokale bleiben zunächst geöffnet. «Die Löhne und Gehälter der rund 50 Mitarbeiter sind durch das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert«, bestätigte Scheffler auf Anfrage.
Die Insolvenz ist ein schmerzlicher Einschnitt für die Gastro-Familie, die seit 1991 das kulinarische Gesicht Dresdens mitprägt. In meinen zwei Jahrzehnten als Journalistin habe ich oft beobachtet, wie die Branche unter Druck geriet – aber selten traf es ein so etabliertes Haus.
Als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage nennt Scheffler die bekannten Probleme der Gastronomiebranche: gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel, höhere Personalkosten durch Mindestlohn und Fachkräftemangel. Dazu kommt die allgemeine Kaufzurückhaltung der Gäste.
«Wir arbeiten an einem Konzept zur Fortführung der Betriebe«, erklärt Scheffler. Die Mitarbeiter hätten die Situation professionell aufgenommen. Ob alle drei Standorte erhalten bleiben können, ist jedoch noch unklar.
Interessant dabei: Die Muttergesellschaft «Die Widmann GmbH» mit fünf weiteren Lokalen in Dresden ist nicht betroffen. Der Fall zeigt, wie fragil selbst etablierte Gastro-Unternehmen geworden sind. Für die Dresdner Innenstadt steht mehr auf dem Spiel als nur drei Restaurants – es geht um ein Stück lokale Identität.