Der Notruf erreichte die Polizei gegen 18 Uhr am Samstag: Ein Unbekannter kündigte ein «bombiges Erlebnis auf der Wiesn» an. Sofort wurden umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen auf dem Oktoberfest eingeleitet, das zu diesem Zeitpunkt mit zehntausenden Besuchern gefüllt war. Die Behörden nahmen die Drohung sehr ernst – gerade in Zeiten erhöhter Terrorgefahr.
Polizeisprecher Michael Reisch bestätigte, dass umgehend zusätzliche Kräfte zusammengezogen wurden. «Wir haben den Anruf sehr ernst genommen und die Präsenz auf dem Festgelände deutlich erhöht», erklärte er. Speziell ausgebildete Sprengstoffhunde durchsuchten systematisch das Gelände. Parallel dazu wurden die Videoüberwachungssysteme intensiv ausgewertet und die Eingangskontrollen verschärft.
Die Festzelte blieben während des Einsatzes geöffnet. Eine Massenpanik sollte unbedingt vermieden werden. «Die Entscheidung, keine Räumung durchzuführen, fiel nach sorgfältiger Risikoabwägung», so ein Polizeivertreter. Nach rund drei Stunden konnten die Beamten Entwarnung geben: Es wurden keinerlei verdächtige Gegenstände gefunden.
Was mich besonders beeindruckt hat: die Ruhe der Einsatzkräfte. Als ich vor Jahren über einen ähnlichen Vorfall in Baden-Württemberg berichtete, erlebte ich die gleiche professionelle Gelassenheit. Die Behörden haben aus früheren Vorfällen gelernt.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter zeigte sich erleichtert: «Unsere Sicherheitskräfte haben bewiesen, dass sie für solche Situationen bestens vorbereitet sind.» Die Ermittlungen zur Identifizierung des Anrufers laufen auf Hochtouren. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe wegen Störung des öffentlichen Friedens.
Der Vorfall zeigt, wie dünn der Grat zwischen notwendigen Sicherheitsmaßnahmen und der Bewahrung einer unbeschwerten Festkultur geworden ist. Und wie schnell ein einzelner Anruf tausende Menschen in Alarmbereitschaft versetzen kann.