In Wadersloh stehen die Zeichen auf wirtschaftliches Wachstum. Der Gemeinderat hat gestern ein neues Förderprogramm für lokale Unternehmen mit 76 Prozent Zustimmung verabschiedet. „Wir müssen jetzt die Weichen für die Zukunft stellen», betonte Bürgermeister Christian Thegelkamp bei der dreistündigen Debatte im gut gefüllten Ratssaal.
Die 12.000-Einwohner-Gemeinde im Münsterland kämpft wie viele ländliche Regionen mit Abwanderung junger Fachkräfte. Das neue Konzept sieht vor allem steuerliche Erleichterungen für Neuansiedlungen vor und stellt 2,4 Millionen Euro für die Erschließung des Gewerbegebiets «Am Holzweg» bereit.
Bemerkenswert ist die breite politische Unterstützung. Selbst die sonst kritischen Grünen stimmten zu. Fraktionssprecherin Maria Lütkemeier erklärte: „Wirtschaftsförderung und Klimaschutz müssen kein Widerspruch sein. Wir haben erreicht, dass Nachhaltigkeit ein Förderkriterium wird.»
Der Unternehmerverband zeigt sich zufrieden. „Endlich kommt Bewegung in die Sache», sagt Josef Berkemeier, der seit 30 Jahren eine Schreinerei im Ort betreibt. „Viele Handwerksbetriebe wollen expandieren, fanden bisher aber keinen Platz.»
Als ich vor fünf Jahren über die erste Initiative berichtete, war die Stimmung noch ganz anders. Damals blockierten sich die Fraktionen gegenseitig, von konstruktiven Kompromissen keine Spur. Heute spürt man: Die Corona-Krise hat das Bewusstsein für die Bedeutung lokaler Wirtschaftskreisläufe geschärft.
Offen bleibt, ob die Fördermaßnahmen ausreichen werden. Die Nachbargemeinde Beckum lockt mit noch großzügigeren Angeboten. Für Wadersloh wird entscheidend sein, ob es gelingt, nicht nur Gewerbesteuereinnahmen zu steigern, sondern echte Arbeitsplätze zu schaffen. Der Wettlauf der Gemeinden um Unternehmen ist in vollem Gange – und er wird härter.