Ein älteres Ehepaar aus Hamburg-Hohenfelde steht vor dem Verlust ihres jahrzehntelangen Zuhauses. Nach 44 Jahren in ihrer Dreizimmerwohnung erhielten sie die Kündigung wegen Eigenbedarfs. Der neue Eigentümer will die Wohnung für seinen Sohn nutzen – ein Schicksal, das in Zeiten des angespannten Hamburger Wohnungsmarktes viele ältere Mieter trifft.
Seit 1980 leben Jutta (73) und Waldemar Germann (75) in ihrer Wohnung an der Sechslingspforte. «Wir haben hier unsere Kinder großgezogen und wollten eigentlich bis zum Ende bleiben», sagt Frau Germann mit zitternder Stimme. Als das Haus 2021 verkauft wurde, ahnten sie noch nichts von dem drohenden Unheil.
Der neue Eigentümer kündigte ihnen im März dieses Jahres wegen Eigenbedarfs. Vor Gericht konnten die Germanns lediglich eine Fristverlängerung bis Ende März 2025 erreichen. Zeit, die sie dringend brauchen, denn bezahlbarer Wohnraum ist in Hamburg Mangelware.
Die aktuelle Mietbelastung des Ehepaars liegt bei etwa 30 Prozent ihres Einkommens – eine neue Wohnung würde mindestens das Doppelte kosten. Laut Mieterverein Hamburg sind solche Fälle keine Seltenheit mehr. «Gerade ältere Menschen mit langlaufenden Mietverträgen werden durch Eigenbedarfskündigungen hart getroffen», erklärt Rechtsexperte Rolf Bosse.
Besonders bitter: In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich immer wieder erlebt, wie langjährige Mieter ihr Zuhause verlieren – doch selten traf es Menschen, die so lange in einer Wohnung lebten wie die Germanns.
Angesichts des zunehmenden Wohnungsmangels und steigender Mieten in Hamburg stellt sich die Frage: Wie können wir ältere Menschen besser vor solchen existenziellen Krisen schützen? Der Fall der Germanns zeigt eindrücklich, dass rechtlicher Schutz und sozialer Wohnungsbau dringender denn je benötigt werden.