Der akute Wohnungsmangel in deutschen Städten wird zunehmend zum Wirtschaftsproblem. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Unternehmen in München, Hamburg oder Frankfurt finden immer schwerer Personal, weil potenzielle Mitarbeiter keine bezahlbare Wohnung finden. Laut IW fehlen bundesweit über 600.000 Wohnungen – ein Defizit, das nun auch den Arbeitsmarkt belastet.
Besonders hart trifft es Städte wie München, wo Normalverdiener bei Neuanmietung oft mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen ausgeben. «Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum entwickelt sich zum Standortnachteil für Deutschland», erklärt Wirtschaftsforscher Michael Voigtländer vom IW. In meinen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern in Baden-Württemberg höre ich immer öfter: «Wir hätten die Aufträge, aber kriegen keine Fachkräfte, weil die sich das Leben hier nicht leisten können.»
Die Folgen sind weitreichend: Unternehmen verlagern Standorte, reduzieren Wachstumspläne oder weichen auf Homeoffice-Modelle aus. Die Immobilienexpertin Jutta Weiß vom Verband der Wohnungswirtschaft sieht ein strukturelles Problem: «Deutschland hat jahrelang zu wenig gebaut und gleichzeitig steigen die Baukosten massiv.» Die Bundesregierung verfehlt ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr deutlich – 2023 waren es nur etwa 260.000.
Interessanterweise zeigt die Studie aber auch regionale Unterschiede: Während in Großstädten extreme Knappheit herrscht, stehen in manchen ländlichen Regionen Wohnungen leer. Ein Hoffnungsschimmer? Vielleicht. Doch ohne bessere Infrastruktur und Anbindung bleiben diese Regionen für viele Fachkräfte unattraktiv. Die Wohnungskrise bedroht damit nicht nur einzelne Städte, sondern den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt.