In Deutschland stehen Millionen Menschen täglich vor demselben Problem: bezahlbaren Wohnraum zu finden. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat gestern in Berlin einen umfassenden Plan zur Bekämpfung der Wohnungsnot vorgestellt. Die Kernpunkte: Mehr Neubau, besserer Mieterschutz und weniger Bürokratie. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Mieten in Großstädten seit 2020 um durchschnittlich 15 Prozent gestiegen sind.
«Wir brauchen eine Brechstange», erklärte Geywitz bei der Vorstellung ihrer Initiative. «Die Wohnungsnot ist das drängendste soziale Problem unserer Zeit.» Der Plan sieht vor, dass bis 2026 jährlich 400.000 neue Wohnungen entstehen sollen – eine Zahl, die Experten jedoch für kaum erreichbar halten. Die Baubranche kämpft mit hohen Materialkosten und Fachkräftemangel.
Prof. Dr. Sabine Fischer vom Institut für Wohnungswirtschaft in München ist skeptisch: «Die Ziele sind löblich, aber die praktische Umsetzung scheitert an komplexen Genehmigungsverfahren und überbordenden Bauvorschriften.»
Bei einer Bürgerversammlung in Hamburg-Altona letzte Woche konnte ich die Verzweiflung junger Familien hautnah miterleben. Eine Mutter dreier Kinder berichtete unter Tränen, dass sie seit über einem Jahr eine größere Wohnung sucht – trotz festem Einkommen.
Besonders umstritten ist der Vorstoß, Mietpreisbremsen bundesweit zu vereinheitlichen. Während Mieterverbände applaudieren, warnt der Eigentümerverband Haus & Grund vor einem «Investitionsstopp im Wohnungsbau«.
Die Herausforderung bleibt gewaltig. In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich keine Wohnungskrise dieses Ausmaßes erlebt. Die Politik muss jetzt liefern – oder das Grundbedürfnis Wohnen wird für immer mehr Menschen unerschwinglich. Die zentrale Frage bleibt: Was wiegt schwerer – der freie Markt oder das Recht auf bezahlbaren Wohnraum?