Die digitale Transformation hat längst auch die Tenniswelt erfasst, doch manchmal sind es die analogen Herausforderungen, die über die Zukunft entscheiden. In Hamburg steht das traditionsreiche WTA-Damenturnier am Rothenbaum vor dem Aus. Turnierdirektorin Sandra Reichel kämpft mit allen Mitteln um den Erhalt des Events, das erst 2021 nach 19-jähriger Pause zurück an die Elbe geholt wurde. Die Entscheidung über die Zukunft könnte bereits in den kommenden Wochen fallen.
«Wir befinden uns in intensiven Gesprächen mit der WTA«, erklärt Reichel, deren Unternehmen MatchMaker die Rechte am Hamburger Damenturnier hält. Das Problem: Die Veranstaltung schreibt rote Zahlen, während gleichzeitig die Lizenzgebühren für WTA-Turniere steigen. Nach Informationen aus Branchenkreisen hat sich der finanzielle Druck durch neue Investoren der Damentour massiv erhöht. «Die Kosten sind enorm gestiegen, während wir beim Sponsoring die Zurückhaltung in wirtschaftlich unsicheren Zeiten spüren», so Reichel.
Besonders bitter: Die Besucherzahlen entwickelten sich zuletzt positiv. Knapp 20.000 Fans verfolgten das Turnier im letzten Jahr vor Ort, weitere hunderttausende über die digitalen Streamingplattformen. Die Veranstaltung genießt bei den Spielerinnen einen ausgezeichneten Ruf. «Hamburg ist ein besonderer Ort für Tennis. Die Atmosphäre am Rothenbaum ist einmalig», schwärmte die ehemalige Weltranglistenerste Angelique Kerber bei ihrem letzten Auftritt in der Hansestadt.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen lokalen Großsponsor oder eine öffentliche Unterstützung. «Wir brauchen Partner, die den Wert eines internationalen Sportevents für die Außenwirkung Hamburgs erkennen», betont Reichel. Während andere europäische Städte ihre Tennisturniere als digitale Botschafter und Tourismusmagneten entdeckt haben, könnte Hamburg eine Tradition verlieren, die erst vor kurzem wiederbelebt wurde. Die Frage ist nicht mehr nur, ob die Bälle auf Sand fliegen werden – sondern ob Hamburg im globalen Tennis-Netzwerk weiterhin ein Knotenpunkt bleibt.